Ach, Henrik: Warum uns der Fisker Ocean leider enttäuscht

Ach, Henrik: Warum uns der Fisker Ocean leider enttäuscht
Fisker Ocean. Wir fahren den Fisker Ocean, made in Austria, endlich Probe. Unser Fazit: Es könnte alles so schön sein, wenn da nicht die vielen Irritationen wären

KURIER TESTFAHRT - Folge 03: Fisker Ocean

Auf dieses Auto haben viele gewartet. Jahrelang angekündigt, erstmals im November 2021 bei der Los-Angeles-Autoshow gezeigt, produziert bei Magna Steyr in Graz und seit dem Frühjahr vergangenen Jahres in der Auslieferung zu den Kunden. Der Fisker Ocean ist ein Österreicher mit kalifornischen Wurzeln, kreiert von Henrik Fisker, dem bekannten dänischen Autodesigner. Er ließ sich für sein Start-up-Auto (nicht sein erster Versuch, seine Vision auf die Straße zu bringen) einige technische Besonderheiten einfallen – das Auto unterscheidet sich von anderen.

Jedoch: Nicht alles funktioniert, wie es soll. Fisker eilt mittlerweile ein Ruf voraus. Die Autos und das Unternehmen hatten in den vergangenen Monaten Schwierigkeiten. Mit der Software, mit der Auslieferung der bestellten Autos, mit der Online-Verkaufsstrategie, die gerade doch auf Händler umgestellt wird. Und einem Aktienkurs, der ins Bodenlose stürzte (Minus 91 Prozent im vergangenen Jahr). Fisker braucht dringend eine Trendwende.

Umso größer die Neugier, dieses Auto endlich selbst fahren zu können.

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Zu viel Pieps

Unser Fazit nach einer Woche intensiver Testfahrt ist leider ernüchternd. Ach, Henrik, es könnte alles so wunderbar sein. Denn das Auto ist liebevoll bis in die Details durchdacht. Ein Solardach erzeugt Strom durch die Sonnenkraft – nicht besonders viel, aber an guten Tagen reicht das für fünf Kilometer Reichweite. Eine totale Reichweite von 707 km lt. WLTP, ermöglicht durch die 113-kWh-Batterie – wir fuhren damit locker 600 Kilometer.

Ein California-Mode, ein Gimmick, bei dem auf Knopfdruck alle Fenster, inklusive Heckscheibe, nach unten gehen (so mögen das die Surfer). Das große Mitteldisplay, das sich auf Knopfdruck zu einem Querformat-Bildschirm dreht – zum Filmschauen beim Ladestopp. Das Display in der Mittelkonsole hinten. Die beiden Taco-Trays (Ablagen) für Fahrer und Beifahrer. Dieses Auto erzeugt in seiner Gesamtheit ein herrliches Freizeit- und Freiheitsgefühl. Oder besser gesagt: will es erzeugen.

Ach, Henrik: Warum uns der Fisker Ocean leider enttäuscht

Denn in der Praxis zeigen sich so viele Fehler und Fehlermeldungen, dass das an den Nerven rührt. Und am generellen Vertrauen ins Auto. Die Software läuft einfach nicht rund – Warntöne piepsen oft überraschend und irritieren – und sind viel zu laut. Einige Funktionen sind fehlerhaft oder gehen einfach nicht, wie das schlüssellose Einsteigen, dass sich alle Fenster auf Knopfdruck absenken, der Rückwärtswarner (der weiter warnt, während wir schon längst vorausfahren), sogar das Starten und in den Drive-Mode schalten erweist sich als Herausforderung. Die Unterschiede in den Fahrmodi Earth, Fun und Hyper sind nur schwer zu differenzieren. Bei der Ampel rollt das Auto nach hinten. Und überhaupt sind manche Fahrassistenzen zum Teil noch nicht funktionsfähig, weil sie erst mit einem nächsten Update ins Auto kommen.

Ach, Henrik: Warum uns der Fisker Ocean leider enttäuscht

Begrüssung Henrik Fisker

Bei Fisker heißt es, man stünde jetzt bei Update 2.0, bereits Hunderte Fehler seien bereinigt. Mit dem nächsten Update 3.0 (soll im März folgen) würden nochmals viele Fehler beseitigt und im Sommer würde man mit dem Update 5.0 dann endlich alles bereinigt haben.

Nun, uns kommt vor, als hätte man dieses Auto viel zu früh in den Markt geschickt. Oder, als wären die letzten Testläufe noch nicht abgeschlossen. Denn fahren würde sich das Auto fein, die Alleinstellung und die Besonderheiten sind da – wenn denn auch alles funktionieren würde.

Zum Abschluss noch die Fahrzeugdaten: Unser Testauto Fisker Ocean Extreme kommt mit 415 kWh/564 PS und 737 Nm; Allrad, 113-kWh-Batterie und 707 km Reichweite lt. WLTP (wir schafften gut 550 km); von 0–100 in 3,9 Sekunden. Preis unseres Modells: 66.070 Euro. Das günstigste Modell (Fisker Ocean Sport) startet ab 43.900 Euro. 

Das gefällt
Das kalifornische Lebensgefühl, das dieses Auto vermittelt; das Solardach; der rotierende Bildschirm; Apps wie am Handy (AppleTV, Youtube, Disney+, Amazon Prime); die hohe Reichweite von 600 km (im Winter)  

Das gefällt nicht
Dass dieses Auto  zu den Kunden ausgeliefert wird, obwohl  die  Marktreife fehlt

Fisker Ocean Extreme
415 kWh/564 PS; 737 Nm; Allrad, 113-kWh-Batterie;  von  0–100 in 3,9 Sekunden  

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