Das Auto ist der kalifornische Traum mit österreichischer Zugabe: der Fisker Ocean ist ein elektrischer Kompakt-SUV mit einem Solardach, das Strom aus der Sonne zieht, einem rotierenden Mitteldisplay, auf dem man im Querformat Filme schauen kann. Und einem California-Mode, bei dem sich auf Knopfdruck alle acht Fenster, auch Heckscheibe und Schiebedach, öffnen. Entwickelt von Henrik Fisker selbst, einem bekannten Automobildesigner, gebaut bei Magna Steyr in Graz.
2023 hätte das Jahr für Fisker sein sollen: Auslieferung des Ocean im großen Stil. Jedoch stottert der Traum. Fisker konnte längst nicht so viele Autos auf die Straße bringen, wie geplant. Nervosität gibt es im Unternehmen, bei den Kunden und den Aktionären. Die Kunden stellen das Projekt zunehmend infrage. Selbst jene, die schon bestellt und angezahlt haben, überlegen Kaufrücktritte, weil die Unsicherheit groß ist. Das spüren auch die Aktionäre – sie sehen beim Kurs der Fisker-Aktie seit einem Jahr mehr Verlust als Gewinn, seit Mitte September fiel die Aktie von 7,21 Euro auf 1,52 Euro.
Dass das angeschlagene Elektroauto-Start-up seine Produktion erneut reduzieren musste, gesteht man im Management ein. „Fisker hat die strategische Entscheidung getroffen, die Produktion im Dezember zu reduzieren, um die Liquidität um mehr als 300 Millionen Dollar zu erhöhen“, teilte man mit. Das Jahresziel für die Produktion nahm Fisker ebenfalls weiter zurück – auf etwa 10.000 Autos von ursprünglich über 40.000 geplanten Wagen. Das ist auch für Produzent Magna brisant. Die Probleme von Fisker liegen neben der Liquiditätskrise vor allem in der Software, notwendige Updates fehlen.
Fisker ist im dritten Quartal beim Umsatz und Absatz unter den Erwartungen geblieben, dafür war der Verlust höher als von Analysten gedacht. Konkret lag der Umsatz mit 71,8 Millionen Euro niedriger, als durchschnittlich erwartet worden war, der Verlust wiederum fiel mit 91 Millionen Euro größer aus.
Zudem musste man Schwächen in internen Kontrollen eingestehen. Henrik Fisker sagte, es fehle an Technikern und Dienstleistern, welche die Autos an die Kunden übergeben könnten. „Die Leute haben bezahlt und warten auf ihre Autos, und einige sind ziemlich sauer.“ Derzeit stelle Fisker 20 bis 30 Mitarbeiter ein, um das Problem zu lösen. Das dritte Quartal war jenes, in dem erstmals in vollem Volumen produziert wurde. Dennoch konnten nur 1.097 Fahrzeuge ausgeliefert werden, die Mehrzahl davon im Oktober. Das heißt, das Jahresziel von 10.000 Autos wird vor allem im letzten Quartal des Jahres erreicht.
Die Aktie ist seit Jahresbeginn 77 Prozent im Minus, seit Erstnotiz im Oktober 2020 sind es mehr als 80 Prozent.
- Text Robert Kleedorfer
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Das Modell Ocean wird aktuell nur bei Magna in Graz produziert und ist das bisher einzige Auto des US-Unternehmens. In den nächsten Jahren sollen zwei weitere – der Pick-up Alaska und das Kompaktmodell Pear – hinzukommen. Dafür verhandelt Eigentümer Henrik Fisker derzeit mit Autoherstellern über eine strategische Partnerschaft. Denn: Ein eigenes Werk zu errichten, sei nicht angestrebt. „Ich glaube nicht, dass die Investoren die Geduld haben, fünf Jahre zu warten, bis ein Unternehmen eine eigene Fertigung aufgebaut hat“, sagt Henrik Fisker.
Die aktuellen Probleme von Fisker erinnern an die Pleite des „Karma“. 2007 gründete Henrik Fisker das Unternehmen schon einmal, brachte 2008 den Karma auf den Markt und musste 2012 das Aus verkünden. Das Unternehmen wurde von einem chinesischen Konzern gekauft, Henrik Fisker behielt aber die Markenrechte. 2016 gründete er Fisker erneut, 2021 wurde der Ocean auf der LA-Autoshow vorgestellt. Vom Traum, bis 2027 eine Million Autos zu bauen, ist man weit entfernt.
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