Denzel: "Wünschen uns mehr Pragmatismus“

Gregor Strassl (links) und Hansjörg Mayr (rechts)
Vorstandsvorsitzender Gregor Strassl und Vorstandsmitglied Hansjörg Mayr über China-Zölle, Elektromobilität und Wünsche an die Politik

Seit 90 Jahren gibt es die Firma Denzel. Aktuell zählt sie mit einer Milliarde Umsatz zu den wichtigsten Größen im heimischen Autohandel.

KURIER: Wie verfolgt man bei Denzel die Diskussion rund um Elektromobilität und Verbrennerverbote?

Strassl: Das Haus Denzel steht für Technologieoffenheit. Wir sind davon überzeugt, dass die Elektrifizierung des Antriebsstrangs die Zukunft ist. Da das Ziel heißt, CO2 zu sparen, so ist das Elektroauto ein ganz wichtiger Teil der Lösung, aber es ist nicht der einzige. Wir wünschen uns von der nächsten Regierung, dass im Bereich Klimaschutz pragmatischer agiert wird und weniger ideologisch. In Österreich haben wir über fünf Millionen Autos auf der Straße, von denen 70 Prozent weniger als 10.000 Euro wert sind und diese 70 Prozent werden nicht so rasch umsteigen. Für jemanden, der weniger als 5.000 Kilometer im Jahr fährt, ist ein kleiner Benziner ökonomisch und ökologisch das Passendere. Wenn man in der Politik darauf beharrt, dass es nur und ausschließlich mit der Elektromobilität geht, dann wird es länger dauern. 

Mayr: Der von der Politik gewählte Weg der Schwarz-Weiß-Politik dauert unserer Ansicht nach zu lange, weil der Weg ohne die Kunden eingeschlagen wurde. Wenn ein Kunde, der heute ein altes Auto mit hohen CO2-Werten fährt, es durch ein modernes, noch nicht Vollelektrisches ersetzt, ist schon viel gewonnen. Die Geschichte hat gezeigt, dass jede große Transformation im Bereich Technologie eine Abhängigkeit bedeutet. Und die Abhängigkeit ergibt sich durch die Infrastruktur.

Was heißt das für eine Firma wie Denzel konkret?

Strassl: Unsere DNA ist langfristig ausgelegt, wir wollen aber dabei im Wandel wandlungsfähig bleiben. Egal, ob sich die Strukturen im Autohandel ändern, die Antriebsarten oder Mobilitätskonzepte.

Mayr: Dabei sind wir als Unternehmen kein Bewahrer, sondern ein Beobachter, der Veränderungen und Tendenzen aufgreift, um gut vorbereitet zu sein. Unser Ziel ist es, eine leistbare individuelle Mobilität anzubieten, weil die individuelle Mobilität nach wie vor zu den verlässlichsten Mobilitätsformen gehört.

Geschichte
Die Firma Denzel wurde 1934 gegründet. Firmengründer Wolfgang Denzel produzierte von 1948 bis 1959 seinen eigenen Denzel-Sportwagen. 1952 wurde man Importeur für BMW, 1961 für Volvo und 1962 für Ferrari. Bis heute ist man Importeur für Mitsubishi (seit 1978) und für Hyundai (seit 1992). 2021 übernahm Denzel den Generalvertrieb für MG und Maxus und 2022 zudem für BYD  

Aktuell
Der Jahresumsatz der Denzel-Gruppe beträgt 1 Mrd. Euro und man beschäftigt 1.300 Mitarbeiter an 21 Standorten

Registriert man eine Verunsicherung bei den Kunden?

Strassl: Ich würde es so formulieren: Unsere Verantwortung als Händler gegenüber den Kunden hat enorm zugenommen. Wir investieren immer mehr in die Aus- und Weiterbildung unserer Verkäufer, um eine individuelle Bedürfnisanalyse zu machen.

Heißt, den klassischen Autohandel wird es noch länger geben.

Strassl: Auf jeden Fall. Wir gehen in Zukunft von einem Omnichannel-Weg aus, also die Ergänzung von Online und stationärem Handel. Viele Kunden informieren sich im Internet, reservieren auch online den Werkstatttermin oder die Probefahrt. Bei uns kann man auch jedes Auto online kaufen – es tun im Moment aber wenige. Wir sehen, dass der Beratungsbedarf stark zugenommen hat. Wenn ein Kunde heute ein Elektroauto übernimmt, dauert es zwei Stunden und er kommt danach im Schnitt noch zweimal.

Mayr: Unsere Strategie war es in den vergangenen Jahrzehnten auch, ein gutes Netzwerk in ganz Österreich aufzubauen und Kundennähe zu schaffen. Wir beraten am liebsten im Haus, aber natürlich auch gerne online.

Sind Elektroautos eigentlich gut oder schlecht fürs Werkstattgeschäft?

Strassl: Teils-teils. Als die Elektromobilität aufgekommen ist, dachte man, es wird alles einfacher und günstiger.  Die Realität liegt wie so oft in der Mitte. Aus unserer Erfahrung kann man sagen, dass einige Dinge günstiger geworden sind. Andere Dinge, wie den stärkeren Reifenverschleiß zum Beispiel, hat man so nicht auf dem Radar gehabt.  Die Aus- und Weiterbildung unserer Mechaniker im Bereich Elektro ist auch anspruchsvoller, umgelegt auf die Stundensätze wird es somit teurer.

Mayr: Wichtig beim E-Auto ist auch die Garantie, vor allem was den Akku betrifft. Und dafür ist es wichtig, dass die Servicetermine eingehalten werden. Wir stellen fest, dass das Bewusstsein der Kunden hier gut ausgeprägt ist und den Kunden ist auch bewusst, dass ein Elektroauto spezielles Know-how und Markenwissen braucht und das findet man eben beim Marken-Vertragshändler.

Denzel: "Wünschen uns mehr Pragmatismus“

Denzel ist Partner für MG, Maxus und BYD. Wie verfolgt man die Diskussion rund ums Thema Strafzölle für Autos made in China?

Mayr: Wir haben ein gewisses Grundvertrauen, dass am Ende der Diskussion etwas Pragmatisches und Machbares rauskommt. Was jetzt diskutiert wird, ist purer Protektionismus. Wir stehen für den Freihandel, weil Wettbewerb gut ist und auch der Konsument profitiert.

Strassl: Mir konnte noch keiner erklären, wem die Zölle nützen sollen. Die Zölle schützen nicht die Hersteller und nicht die Konsumenten. Wenn die Chinesen Gegenmaßnahmen ergreifen, ist der Green Deal der EU gefährdet. Diese Zölle bringen Arbeitsplätze in Gefahr – in der deutschen und damit in der österreichischen Autoindustrie. Es verteuern sich nicht nur die chinesischen Autos, auch alle anderen dort produzierten Autos. Wir sollten eher darauf schauen, dass die asiatischen Hersteller in der EU produzieren.

So wie BYD in Ungarn …

Strassl: Wenn BYD in unserem Nachbarland ein Werk errichtet, so sollten österreichische Zulieferer davon profitieren. Wir haben die Initiative ergriffen und eine Zulieferkonferenz eingefädelt. Es sind Top-Manager vom Einkauf und Ingenieure aus China mit 37 österreichischen Zulieferunternehmen zusammengetroffen. So muss man das unserer Meinung nach machen und nicht mit Zöllen. So haben wir hier in der EU die Arbeitsplätze und die Wertschöpfung.

Werden weitere chinesische Marken nach Österreich kommen bzw. sind diese für Denzel ein Thema?

Mayr: Wir sind bei Denzel gut aufgestellt mit den Marken, die wir haben. Wir haben mit SAIC (MG und Maxus, Anm.) den größten Automobilhersteller aus China im Portfolio und mit BYD die Nummer eins im Bereich E-Fahrzeuge als Kooperationspartner. Wir sehen uns die Entwicklung natürlich genau an, aber fürs erste sind wir sehr gut versorgt. Aber, ja, es werden sicher weitere Marken kommen.

Strassl: Wir rechnen damit, dass wir mittelfristig mindestens zehn chinesische Hersteller in Europa haben werden und dass mittelfristig mindestens 3 bis 5 Prozent Marktanteil neu vergeben werden.

Findet man bei Denzel noch die benötigten Fachkräfte? 

Strassl: Wir haben die Anzahl der Lehrlinge in den letzten Jahren verdreifacht. Es gibt immer weniger Facharbeiter vom Markt, wir müssen und wollen sie selbst ausbilden. Es gibt bei uns spezielle Programme, um die Lehrlinge zu begleiten und auch deren Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Der Anteil der Generation Z steigt und die hat andere Werte und wir als Arbeitgeber müssen uns darauf einstellen. Nicht umgekehrt. 

Mayr: Wir empfinden es auch als eine soziale Transformation. Wir haben in unserer 90-jährigen Geschichte noch nie so einen starken Fokus auf das Thema Mitarbeiterkapital gelegt wie jetzt.

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