Gewalt gegen Frauen beginnt in der Jugend

In Österreich gibt es eine erschreckend hohe Zahl von Femiziden
Ein Viertel der jungen Frauen sind weltweit betroffen, 16 Prozent wurden im vorangegangenen Jahr Opfer von Gewalt.

Gewalt gegen Frauen beginnt in der Jugend. 

24 Prozent der Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren weltweit haben bereits Misshandlungen durch männliche Partner erlitten. Das zeigt eine neue Studie von Experten der WHO. Für Österreich wird eine Häufigkeit solcher Gewalterfahrungen bei jungen Frauen mit zwölf Prozent (binnen Jahresfrist: fünf Prozent) angegeben.

"Gewalt durch Intimpartner ist ein schwerwiegendes Problem der öffentlichen Gesundheit und die Menschenrechte betreffend, das in allen Staaten endemisch vorkommt. Mehr als 27 Prozent der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren, die jemals Liebesbeziehungen hatten, waren Opfer von Gewalt durch den Intimpartner. 13 Prozent erlitten das während des vorangegangenen Jahres", schrieben Lynn Marie Sardinha (WHO-Genf) und ihre Co-Autoren in "Lancet Child & Adolescent Health" zu den Fakten, die bereits bisher bekannt waren.

Die Wissenschafter führten jetzt eine spezielle Analyse der Informationen aus den entsprechenden Datenbanken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Altersgruppe der 15- bis 19-jährigen Mädchen durch. Die Hauptergebnisse, so die Autoren: "Die geschätzte Häufigkeit erlebter physischer oder sexueller Gewalt durch Intimpartner von 15- bis 19-jährigen Frauen insgesamt (Lebenszeit; Anm.) liegt bei 24 Prozent und bei 16 Prozent im vergangenen Jahr. Die Häufigkeit schwankte stark je nach Staat und Weltregion - mit einer Lebenszeitprävalenz zwischen sechs Prozent in Georgien und 49 Prozent in Papua-Neuguinea."

Damit unterscheiden sich die Zahlen bezüglich der Lebenszeitprävalenz von erlittener physischer oder sexueller Gewalt nur wenig zwischen den 15- und 19-Jährigen und der Altersgruppe von 15 bis 49 Jahren. Fazit: Gewalt gegen Frauen fängt in den allermeisten Fällen schon in der Jugend an.

Die wichtigsten schützenden Faktoren auf globaler Ebene, so die Wissenschafter: Hohe Raten zumindest mittlerer Schulbildung bei den heranwachsenden jungen Frauen und ein Erbrecht, das beide Geschlechter ähnlich behandelt. Kinderehen führten zu mehr Gewalterfahrungen durch die jungen Frauen.

Das Problem ist jedenfalls nicht vorrangig ein Problem von Armut. Auch für die Staaten mit einem hohen Bruttonationalprodukt gilt: In der Region Asien-Pazifik erleiden 16 Prozent der jungen Frauen physische oder sexuelle Gewalt (sieben Prozent innerhalb eines Jahres). In Westeuropa liegt dieser Prozentsatz bei 18 Prozent (sechs Prozent innerhalb eines Jahres), in Nordamerika bei 19 Prozent (Lebenszeit) bzw. elf Prozent (vorangegangenes Jahr).

Österreich schneidet laut dem Hintergrundmaterial zu der Studie so ab: Zwölf Prozent der 15- bis 19-jährigen Frauen haben bereits physische oder sexuelle Gewalt durch einen männlichen Intimpartner ertragen müssen. Innerhalb eines Jahres betrifft das fünf Prozent der weiblichen Jugendlichen. Die Schweiz liegt mit zehn bzw. drei Prozent besser, Spanien mit zwölf bzw. vier Prozent ähnlich. Für Deutschland gibt es in der Studie keine Informationen (Italien 14 bzw. fünf Prozent; Frankreich: 18 bzw. sieben Prozent).

Kurz zusammengefasst

  • Neue WHO-Studie: 24 Prozent der Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren weltweit haben bereits Misshandlungen durch männliche Partner erlitten. In Österreich sind es 12 Prozent.
  • Ergebnis: Gewalt fängt meist schon in der Jugend an.
  • Gewalt findet nicht nur in von Armut gefährdeten Regionen statt.

Kommentare