Bei aller Euphorie über die „coole Zeit“ (© Kanzler), die uns im Idealfall im Sommer hoffentlich bevorsteht, gilt es vorerst trotz allem noch abgeklärt zu bleiben. Denn auch wenn es nervt und deprimiert: Die Lage bleibt ernst – und zwar ernster, als es Öffnern und Wählern lieb sein kann.
Erst am Donnerstag befundete die Corona-Kommission, dass das Risiko einer Überlastung des Gesundheitssystems im ganzen Bundesgebiet „unverändert sehr hoch“ ist.
Ja, in Niederösterreich und dem Burgenland entspannt sich die Lage; und ja, das Wetter wird deutlich milder, und mit zuletzt mehr als 65.000 Stichen am Tag ist die Schlagzahl bei den Impfungen nicht perfekt, aber ganz ordentlich.
Das Tückische ist nur: In den Spitälern ist von all dem noch wenig bis gar nichts zu sehen oder zu spüren. Nur eine Zahl: Nach wie vor sind 27 Prozent aller Intensivbetten im ganzen Land mit Covid-19-Patienten belegt; in manchen Spitälern, insbesondere in Wien, halten die Intensivstationen unverändert bei einer Covid-Belastung von knapp unter 50 Prozent.
Wenn zu dieser Last die unvermeidlichen Herzinfarkte, Schlaganfälle, Arbeits- und Motorradunfälle eines Frühlings hinzukommen und als „Draufgabe“ die Zahl der Covid-Erkrankten steigt, weil ein kollektives „Es is jo eh alles vorbei“-Gefühl einsetzt, dann droht Böses.
„Freude ist nicht Leichtsinn“, sagte Vizekanzler Werner Kogler am Freitag, und das fasst den Auftrag ganz gut zusammen. Nur mit vorsichtigen, clever austarierten Öffnungsschritten bleibt die alte bzw. die neue Normalität in Griffweite.
Wer das Gebot zur extremen Vorsicht für pessimistischen Unsinn hält, der führe sich die Entwicklung in Israel vor Augen. Noch im März musste der Impfweltmeister in einem Lockdown verharren, weil trotz oder gerade wegen der hohen Zahl an Geimpften sich kurzfristig wieder der Leichtsinn breitgemacht hatte. Diesen Fehler sollte sich Österreich im Sinne der „coolen Zeit“ ersparen. Und das gilt – vorerst zumindest – auch für die eine oder andere Kofferraum-Party.
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