Abtreibungen hat es immer gegeben, ob unter sicheren Bedingungen oder nicht. Und das scheinen jene sechs ultrakonservativen Richter am US-Höchstgericht großzügig auszublenden, wenn sie wahr machen, was nun als ein Entwurfin die Medien durchsickerte:
Der Supreme Court könnte im Sommer das in den USA verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung kippen. Es hieße, die Uhr um fast 50 Jahre zurückzudrehen. Auf das Jahr 1973, als das damalige Höchstgericht im Fall Roe v. Wade alle Gesetze aufhob, die Abtreibungen während der ersten drei Monate der Schwangerschaft verboten.
Dem Paukenschlag in den USA und einer massiven Frauenbewegung in ganz Europa folgte auch Österreich 1975 mit der „Fristenlösung“. Schwangerschaftsabbrüche sind seither straffrei – und daran rüttelt hierzulande kein Mensch mehr ernsthaft, auch nicht die überzeugtesten „Pro Life“-Aktivisten, nicht die religiösesten Fanatiker, die konservativsten Gesetzgeber.
Doch in den USA weht ein anderer Wind; und das ist das Erbe der Ära Trump, das noch lange nachwirken wird. Der Ex-Präsident setzte die Nominierung ultrakonservativer Höchstrichter durch.
Bei einer Besetzung von sechs streng konservativen gegen nur drei liberale Richter war bald klar, dass die alten Fronten der in den USA tobenden Kulturkriege wieder neu eröffnet würden – allen voran in der Abtreibungsfrage.
Entscheiden die Richter wie befürchtet, dann werden in 26 US-Staaten Abtreibungen mit einem Schlag illegal. Dann müssen Frauen wieder dafür ins Gefängnis, dass sie über ihre Sexualität, über ihren Körper, über ihre Freiheit selbst entscheiden wollen.
Dann wird die Kluft zwischen Arm und Reich in den USA noch mehr zementiert: Denn vermögendere Schwangere werden in ihrer Not in Bundesstaaten reisen können, wo Abbrüche noch möglich sind.
Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit Frauen dieses fundamentale Recht auf ihre Selbstbestimmung erkämpft haben. Dass ultrakonservative Ideologen wie im US-Höchstgericht nun ihre Kriege wieder über den Körper von Frauen ausfechten, richtet sich nicht nur gegen mindestens die Hälfte der Menschen, sondern gegen die Demokratie an sich.
Man kann nur hoffen, dass Amerikas Demokratie wehrhaft genug ist, diesen Anschlag auf Frauenrechte abzuwehren.
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