Zu jung für die Pension

Verschläft die heimische Arbeitsmarktpolitik gerade den Trend, länger arbeiten zu wollen?
Martina Salomon

Martina Salomon

Die Quantität passt, die Qualität nicht: Die Österreicher leben zwar lang, sind mit fortschreitendem Alter aber überdurchschnittlich kränklich. Da rächt sich möglicherweise der hohe Nikotin- und Alkoholkonsum. Oder trübt der vergleichsweise frühe Pensionsantritt die Statistik, weil sich etliche kränker darstellen (oder tatsächlich fühlen), als sie sind, um der Arbeitslast zu entfliehen?

Womit wir bei einem Mega-Thema sind: Wie schaffen wir es, Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten? Dazu müsste Bewusstsein bei Arbeitnehmern geschaffen werden: Eine Alternative zu einem Job, der nervt und krank macht, muss ja nicht zwingend Pension, sondern kann auch Umschulung und Jobwechsel bedeuten. Immer mehr Ältere (natürlich eher in qualifizierten Jobs) lassen sich ohnehin nicht mehr so einfach in den Ruhestand drängen, wagen manchmal sogar einen Neubeginn. Aber haben wir auch einen Jobmarkt für sie? Wirklich funktionieren wird das nur, wenn Schutzbestimmungen für Ältere gelockert werden, sonst scheuen sich Unternehmen, „ältere Semester“ anzustellen. Außerdem braucht es bessere Altersteilzeitmodelle. Damit könnten Firmen ihre Fachkräfte halten. „Time-Sharing“-Modelle mit jungem Nachwuchs (bei dem „Work-Life-Balance“ derzeit ohnehin hoch im Kurs steht) könnten allen Beteiligten zugutekommen. Unternehmen suchen händeringend Fachleute, drängen aber über Fünfzigjährige in die Pension, und junge „Alte“ bekommen keinen Job mehr. Kein zukunftsweisendes Modell.

Der Gesundheit der Wirtschaft und aller Beteiligten könnte es also durchaus nutzen, wenn wir den Arbeitsmarkt innovativer gestalten. Was natürlich nicht heißt, dass das Gesundheitsthema damit erledigt ist. Gesünder essen, mehr bewegen, weniger rauchen und saufen gehört natürlich auch dazu.

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