YouTube-Sperren und die Meinungsfreiheit: Das große Missverständnis

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Es ist höchste Zeit für eine Debatte über eine zeitgemäße Sicht auf Meinungsfreiheit - woran die Twitter- und YouTube-Sperre der Identitären mal wieder erinnert.
Georg Leyrer

Georg Leyrer

Es gibt auch moderne Märchen, und eines davon geht so: Wer nicht die Möglichkeit hat, jeden noch so gefährlichen Unsinn auf eine Social-Media-Plattform seiner Wahl zu stellen, dessen Meinungsfreiheit ist beschnitten; und die Meinungsdiktatur ist in Sichtweite. Dieses Märchen erzählen einander vor allem jene, die vom oder für den gefährlichen Unsinn leben: Die Meinungsextremisten aller Farben, die durch die Sozialen Medien gemerkt haben, dass es sie vielleicht in ihrem Wohnort nur ein Mal, auf der ganzen Welt aber vielfach gibt. Und die sich nun bestärkt fühlen, ihren Quatsch zu posten. Können sie das nicht, siehe oben.

Ein anderes Märchen - eine Variante auf das obere - erzählten die Social-Media-Plattformen selbst: Meinungsfreiheit heißt halt, dass jeder Quatschkopf seinen Quatsch posten kann, nun ja. Dass wir damit Geld machen, hängt damit nicht zusammen, oder nicht sehr. Und ja, wir kämpfen eh gegen Extremisten. Aber es rutschen welche durch, kann man ja wohl nichts machen (bis auf, halt, sich drum kümmern, aber das ist teuer, bzw. sein Geschäftsmodell überdenken, aber naja).

Das zweite Märchen hat aber jüngst ein anderes Ende bekommen: Nicht zuletzt durch den lebensgefährlichen Quatsch, den viele in Corona-Zeiten gepostet haben, und den Streit um Donald Trumps Twittermeldungen können die Social-Media-Plattformen jetzt plötzlich doch was tun.

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