In Zeiten wie diesen

In Zeiten wie diesen
"Tagebuch": Entstehen soll das ÖFB-Kompetenzzentrum in Wien-Aspern. Ein Stadion-Neubau bleibt indes Illusion.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Das ist kein Silvesterscherz. Trotz Covid-bedingter, allgemeiner Verunsicherung plant der Fußballbund die Errichtung eines Kompetenzzentrums nördlich der Donau. Mit Trainings- und Nächtigungsmöglichkeiten. Bund und Stadt Wien wissen davon. Vizekanzler Werner Kogler (in seiner Eigenschaft als Sportminister) und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker reagieren bisher nicht kopfschüttelnd. Die Erhaltung des 50 bis 60 Millionen Euro teuren Objekts müsste der ÖFB nach dessen Fertigstellung allein stemmen.

Entstehen soll das ÖFB-Kompetenzzentrum in Wien-Aspern. In der Nähe, wo David Alaba aufgewachsen ist und der Bayern-Legionär eine Immobilie erworben hat. Ein Stadion-Neubau bleibt indes Illusion. In Zeiten wie diesen, in denen niemand weiß, wann je wieder vor 50.000 Zuschauern gespielt werden darf, lässt sich eine neunstellige Euro-Investition nicht rechtfertigen. Obwohl Österreichs größte Sportstätte 90 Jahre alt wird.

Im Mai 1931 war das Prater-Stadion mit der Arbeiter-Olympiade eröffnet worden. Anfang der 60er-Jahre waren nach einer Erweiterung mehrmals 90.000 Fans vor Ort. Nach der Überdachung wurde das Stadion 1986 mit einem 4:1 gegen Deutschland wiedereröffnet, 1992 nach dem Tod von Ernst Happel unbenannt, vor 2008 für die EM um 40 Millionen „geschminkt“.

Die Leichtathletik-Kunststofflaufbahn im Stadion lässt, malträtiert von Tiefladern bei Konzerten, internationale Meetings nicht zu. Und weil der gepflegte, vis-à-vis vom Happel-Stadion gelegene Cricket-Platz in den Kurven nur sechs statt erforderlicher acht Bahnen aufweist, können in Wien seit 20 Jahren keine österreichischen Staatsmeisterschaften in der Leichtathletik mehr stattfinden.

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