Was der damalige Bundeskanzler Fred Sinowatz einst im Parlament 1983 von sich gab, hatte viel Spott für den Kreisky-Nachfolger zufolge. Der Burgenländer sprach damit aber für viele Menschen wichtige Worte aus, wie schwierig es ist, sich in unserer Welt zurechtzufinden. Ob das wissenschaftliche Erkenntnisse sind, geopolitische Konflikte oder einfach nur Unverständnis über so manche politische Entscheidung.
Faktum ist, dass ein Teil der Bevölkerung bei uns nicht mithalten will oder kann mit dem Gang der Welt. Wissenschaftsskepsis wie auch Demokratieskepsis sind bei uns größer, als in den meisten anderen europäischen Staaten, ergab eine große Umfrage der Europäischen Union im Vorjahr. Da zeigte sich, dass Aussagen wie „Das Interesse der Jugend in Wissenschaft ist essenziell für unseren zukünftigen Wohlstand“ in Österreich nur 27 Prozent voll unterstützen. In Portugal waren es 80 Prozent.
Diese Skepsis hat bei uns sogar eine lange Tradition aus dem vor-vorigen Jahrhundert. Karl Wilhelm Diefenbach (nach dem 1927 sogar eine Straße in Hietzing benannt wurde) fand mit seiner Lebensreformbewegung auch in Österreich zahlreiche Anhänger, er lehnte die Erkenntnisse der Schulmedizin ab und propagierte Naturheilmethoden, Abstinenz, Veganismus und Freikörperkultur.
Unsere Querdenker-Bewegung heute hat da seine Wurzeln. Plötzlich standen sich Rechte und Linke, auch aktive Grüne, bei den Anti-Coronademos verdutzt gegenüber. Weil es nicht um Ideologie geht, sondern um ein Gefühl: etwa dass „die da oben“ mit uns nichts Gutes vorhaben.
Fein, dass sich die Politik jetzt verstärkt der Skeptiker annehmen will. Dabei gibt es mit Portugal ein Land, das das Problem eindrucksvoll gelöst hat, mit einem Programm namens „lebendige Wissenschaft“, bei dem die Forscher auf die Bevölkerung zugehen – in 25 (!) „Wissenschaftszentren“ und in zahlreichen Wissenschaftsklubs in Schulen.
Portugal zeigt damit glasklar, dass man ein Problem erkennen und gezielt gegensteuern kann. Aufklärung und Wissensvermittlung müssen auch bei uns Priorität haben. Das gilt auch für den Journalismus, der besser die komplexen Inhalte unserer komplizierten Welt vermitteln muss, wenn wir nicht in ein Land der faktenfreien Schwurbler abdriften wollen.
Damit ist nämlich wirklich kein Staat zu machen.
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