Im vergangenen Jahr lautete der Cover-Titel des KURIER am Ostersonntag: „Das Leben danach“. Das Foto zeigte Licht am Ende des Tunnels, wir haben vom Kanzleramt Monate später aber keine Tantiemen dafür verlangt. Im Blattinneren schrieben die Ressortleiterinnen und Ressortleiter über die Zeit nach der Corona-Krise und über die Lehren, die wir ziehen müssten, man las durchaus optimistische Untertöne. Auf einer Seite gab es sogar die Schlagzeile: „Wir sperren wieder auf“. Im Prinzip sind wir damals davon ausgegangen, dass der faule Zauber bald vorbei sein würde. Da haben wir uns aber ordentlich geirrt, wir waren nicht die Einzigen. Im Nachhinein betrachtet hätte es auch die Ausgabe vom 1. April statt jener vom 12. sein können.
Ein Jahr später
Wo stehen wir heute, ein Fest der Auferstehung und ein knappes Jahr später? In vielen Punkten leider am Anfang. Wir sind so klug als wie zuvor. Vieles von dem, was zu Ostern 2020 eingefordert wurde – eine bessere Organisation innerhalb des Gesundheitswesens, mehr Klarheit bei den Verordnungen, ein stärkerer Fokus auf die psychischen Auswirkungen der Pandemie – ist bestenfalls rudimentär eingetreten. Die Stimmungslage in großen Teilen der Bevölkerung schwankt zwischen Lethargie und Aggression. Das Virus, das Menschen kurzfristig näher zusammengeführt hat, hat einen großen Graben geschaffen. Der Lockdown ist gefühltermaßen ein Dauerzustand und ein Frustaufbauprogramm. Und Heilsversprechen glaubt man nicht mehr so schnell.
Aber warum diese Gedanken zu Ostern? Weil das höchste katholische Fest zu Rück- und Ausblicken animiert – es bildet per se schon eine Zäsur, eine Trennung der Zeitordnung in Davor und Danach. Wann also wird es wirklich vorbei sein mit dem verordneten Rückzug? Das präzise zu beantworten, wagt freilich niemand. Dennoch, allein schon um zu Ostern 2022 den Wahrheitsgehalt überprüfen zu können, sei von völlig unqualifizierter Seite prophezeit: Ab Juli wird’s (dank Impfungen und Wetterlage) bedeutend besser, gewisse Einschränkungen (Besucherlimits, fallweise Maskenpflicht) bestimmen uns noch bis zum Frühling nächsten Jahres, aber noch länger werden wir von psychischen und wirtschaftlichen Schäden reden (keine Sorge, wir werden uns wahrscheinlich eh wieder geirrt haben).
Den Optimismus zu Ostern kann uns all das jedenfalls nicht verderben, deshalb lassen wir durch Ihre Sonntagszeitung diesmal Hasen (und ein paar Kaninchen) hoppeln. Als Symbol für die wilden Sprünge der vergangenen Monate, für den Zick-Zack-Kurs, bei dem kaum noch jemand mit kann, für Fruchtbarkeit (auch wenn Geburtenstatistiken vielerorts Anderes über coroneske Aktivitäten aussagen) und für Frühlingserwachen.
Ein frohes Osterfest!
Kommentare