Wir bleiben unter uns – besser nicht

Das Netzwerk macht letztlich den Erfolg: keine neue Weisheit, aber eine wichtige. Wollen Frauen dabei sein, müssen sie: dabei sein.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Keiner analysiert Netzwerke wie Harald Katzmair. Er kennt die Mächtigen im Land, weiß um ihre Verbindungen, kann skizzieren, wer mit wem handelt. Seine aktuelle Analyse von Österreichs Netzwerk weist ein paar überraschende Details auf: die Mächtigen werden weniger – weil die Jungen fehlen.

Die digitalen Netzwerke werden größer – ihr Einfluss ist aber in der Praxis überschaubar. Die Frauen unter den Mächtigen werden weniger – weil Frauen generell wieder auf dem Rückzug sind. Und die Zivilgesellschaft und NGOs werden stärker – ein direkter Greta-Thunberg-Effekt, Ökologie ist das Thema der Stunde.

Es geht in Netzwerken um den Handel, das ist in der Wirtschaft und in der Politik gleich. Also darum, wie viele einflussreiche Menschen man kennt – und zwar so gut, dass man locker anrufen, reden, etwas initiieren kann. Und wie viel Verhandlungsmasse hat man.

Ein Nehmen und Geben

Letzteres ist entscheidend: Netzwerke funktionieren nur mit Nehmen und Geben. Um mit den Mächtigen in einen Austausch auf Augenhöhe zu kommen, muss man selbst in gewisser Weise mächtig sein, einen für andere interessanten Handlungsspielraum vorweisen können. Man muss Spielkapital haben.

Und das wiederum ist kritisch an reinen Frauennetzwerken: dass Frauen unter sich bleiben, ist ganz nett. Aber nur bedingt sinnvoll. Dann nämlich, wenn Frauen in Top-Positionen wieder weniger werden (das zeigen Statistiken und ein Blick in die Unternehmen), sie in Wirtschaft und Politik an oberer Stelle kaum mitmischen und sie folglich eben nicht das notwendige Spielkapital haben, ihnen der Einfluss fehlt, Dinge zu verändern.

Wie man aus der Misere rauskommt? Indem man in Netzwerke hineingeht – in gemischte nämlich. Und dort Kontakte knüpft, die im entscheidenden Moment den entscheidenden Unterschied machen.

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