Der Klassenkampf: Das ist der genetische Code der SPÖ, der seine Wurzeln im Marxismus hat. Für den langjährigen SP-Patriarchen Anton Benya (Gewerkschaftschef 1963 bis 1987) etwa waren die Unternehmer Kühe. „Die Kuh, die man melken will, soll man nicht schlachten“, sagte er. Gemeint war damit, dass es klüger ist, die Unternehmer mit Steuern auszunehmen, anstatt, wie die Kommunisten, sie zu liquidieren.
Die SPÖ-Legende Bruno Kreisky (Kanzler 1970 bis 1983), dessen Vorfahren Unternehmer waren (die heute noch bestehende Lebensmittelmarke Felix wurde von der Familie der Mutter gegründet), hat die Sozialdemokratie gegenüber dem Bürgertum geöffnet. „Leistung, Aufstieg, Sicherheit“ lautete das Motto.
Das machte die SPÖ attraktiv. Viele SP-Spitzen waren Repräsentanten dieses sozialdemokratischen Traums. Kreiskys Finanzminister Hannes Androsch ist bis heute ein erfolgreicher Industrieller, Kreiskys Nach-Nachfolger Franz Vranitzky war Spitzenbanker, bevor er Kanzler wurde.
Dessen Nachfolger Viktor Klima war vor und nach seiner politischen Laufbahn Top-Manager, und auch Werner Faymann dürfte als Unternehmer ein glückliches Händchen haben. In der SPÖ hat das aber immer die Frage aufgeworfen: Wie viel Kapital verträgt die SPÖ? Eine Frage, die jetzt wieder voll aufgeschlagen ist. Denn in der SPÖ geht noch ein Gespenst um: Alfred Gusenbauer.
Der war beim Pleite-Konzern Signa nicht nur dabei, sondern mittendrin. Und wurde damit noch reicher. Weshalb jetzt in der SPÖ sein Rauswurf bzw. eine Ruhendstellung der Parteimitgliedschaft gefordert wird. Wobei der Zeitpunkt der Debatte eine gewisse Doppelmoral offenbart. Denn Gusenbauer war nicht erst seit gestern bei Signa tätig, sondern schon viele Jahre. Solange der Signa-Laden also lief, kam niemand in der SPÖ auf die Idee, Gusenbauer moralisch konterrevolutionäres Verhalten vorzuwerfen.
Die Debatte um Gusenbauer ist jedenfalls vielschichtig. Die einen wollen Babler damit unter Zugzwang bringen, andere befürchten, dass der politische Gegner davon profitiert. Nicht zuletzt aber schwingen alte Ressentiments gegen Parteimitglieder mit, die in der Wirtschaft (erfolgreich) tätig sind.
Die Klassenkampf-Fundis, die von Kuba träumen, sollten jedenfalls frei nach Kreisky „Geschichte lernen“. So hatte Karl Marx einen Freund und Mit-Denker, der einen Teil seines Lebens und seiner Werke finanzierte. Sein Name: Friedrich Engels. Der war Erbe und Großindustrieller.
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