Deglobalisierung bedeutet, dass das Leben schmerzhaft teurer und für manche fast unleistbar wird – dafür muss man nur die Tank- und die Heizkosten betrachten. Damit wäre übrigens schneller als erwartet erreicht, was Klimawende-Fundamentalisten ohnehin angestrebt haben: maximale Verteuerung der Energie. Das, kombiniert mit den Lieferengpässen als Folge der Pandemie, löst gerade eine Preisspirale aus (in deren Windschatten vermutlich auch manche Unternehmen ihren eigenen Krisenaufschlag verrechnen). Gepaart mit teilweise wirklichkeitsfremden Ökoauflagen und überschießender Regulierungswut werden EU-Länder und damit auch Österreich immer weniger attraktiv als Industriestandorte. Dazu kommen womöglich neue Flüchtlingsströme aus armen Ländern nach Europa. Denn Russland kalkuliert zynisch Hungerrevolten ein, indem es die ukrainische Getreide-Verschiffung blockiert, solange die Sanktionen nicht beendet sind. 20 Millionen Tonnen Getreide könnten vernichtet werden.
Wie wird der Krieg enden? Nicht mit einem umfassenden Ukraine-Sieg, wie Selenskij hofft. Auch nicht mit der Unterwerfung der gesamten Ukraine, was Putin anstrebt. Der alte weise Mann Henry Kissinger schlug beim Weltwirtschaftstreffen in Davos vor, die Krim und andere Gebiete, die schon seit Jahren verloren seien, an Russland abzugeben. Und er warnte den Westen davor, in der Ukraine weiter einzugreifen. Darüber sollte es kein Denkverbot geben.
Die Welt zerfällt gerade in Segmente: Europa muss sich nicht nur von Russland, sondern auch von China unabhängiger machen. Denn wenn der Handel mit dem Riesenland abreißt, können wir die Energiewende vergessen. Solarmodule und E-Auto-Batterien kommen ja weitgehend aus China. Das Land wird zur Zeit durch seine eigene Zero-Covid-Politik gebremst – die wiederum die globalen Lieferketten stört.
Und Österreich? Dass Karl Nehammer im Rahmen der „aktiven Neutralitätspolitik“, wie er es nannte, mit Präsident Putin am Freitag neuerlich eine Dreiviertelstunde redete, ist gut und richtig. Wobei wir – natürlich – keine große Rolle spielen. Als Land mit Hirnschmalz, Produktivität und starken innovativen Unternehmen haben wir von der Globalisierung profitiert. Jeder Beitrag, den Krieg und das Sterben in der Mitte Europas zu beenden, ist wichtig – auch in unserem eigenen Interesse.
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