Logischerweise gibt es in den städtischen Ballungsräumen einen Run von Schülern (und Lehrern!) auf die AHS, um vor den Problemen in der ehemaligen Hauptschule, die auf „Mittelschule“ umgetauft wurde, zu flüchten. Lehrerinnen und Lehrer sind dort oft mehr Sozialarbeiter und Erzieher denn Pädagogen – und mit Problemen befasst, die in der Ausbildung nie vorkamen. Wie geht man zum Beispiel mit Burschen um, für die Mädchen ohne Kopftuch als „verfügbar“ gelten, wie es ein Wiener Schuldirektor in einem medialen Hilfeschrei kürzlich formulierte? Was tun mit Schülern, deren Aufmerksamkeitsspanne für 45 Unterrichtsminuten nicht mehr reicht? Wie gelingt ein Zugang zu Eltern, die man eigentlich miterziehen müsste?
Aber fatalerweise hat das neue, einheitliche Lehreamtsstudium sogar zu mehr Praxisferne geführt. Erst nach drei Jahren steht man/frau zum ersten Mal für ein Praktikum in der Klasse. Was, wenn man erst dann draufkommt, dem Job nicht gewachsen zu sein? Und das Schlimmste: Schon lange ist nicht mehr gewährleistet, dass am Ende der Schulzeit das Unterrichtsziel erreicht wird. Das Niveau vieler Maturanten der Generation Z wird – trotz Reifezeugnis – vielfach als unreif beschrieben. Was wiederum dazu führte, dass Unis eigene Aufnahme- und Selektionsverfahren haben und Unternehmen „Akademien“ schufen, um die gröbsten Wissenslücken zu schließen. Bewerbungsschreiben künftiger Lehrlinge (um die heftig gebuhlt wird) werden gar nicht mehr erwartet – ohnehin aussichtslos.
Was jetzt? Bei der „Zukunftsrede“ des Kanzlers am Freitag war Bildung immerhin ein wichtiger Punkt. Taten müssen folgen – auch wenn das Schulsystem in der Verfilzung von Bundes-, Landeskompetenzen und mächtigen Gewerkschaften genau so wenig reformierbar erscheint, wie das Gesundheitswesen. Der KURIER hat daher am kommenden Mittwoch Bildungsminister Polaschek eingeladen, sich den Publikumsfragen zu stellen. Wir bleiben am Thema dran.
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