Logischerweise hat das eine mit dem anderen zu tun: Personalknappheit erhöht die Gehälter, das nennt sich Marktwirtschaft. Selbstverständlich kostet das am Ende auch die Kunden mehr. Aber wir leben in Österreich: Da erwartet man vom Staat, dass er alle Widrigkeiten des Lebens ausgleicht. Bezahlen muss das natürlich der Steuerzahler. Die aktuelle SPÖ-Forderung nach einer Vier-Tage-Woche würde die Preisspirale noch weiter treiben. (Und wer hält künftig das öffentliche Leben zwischen Freitag und Sonntag am Laufen?) Am anderen ideologischen Ende agiert man nicht weiser: So haben selbst Wirtschaftsliberale mit wenigen Ausnahmen die Hand für staatliche Pandemiehilfen aufgehalten, die in manchen Bereichen wahrscheinlich sogar überreichlich flossen. Apropos Pandemie: Kaum jemals gab es so viel Widersprüchliches. In der Ära Kurz informierte das „virologische Quartett“ – Kanzler mit drei Ministern. Es kam in Verruf, weil sich das Virus leider nicht an Vorhersagen hielt und die Politik global irrte. Daraufhin setzte man auf Expertengremien. Diese sind jedoch meist uneins, delegieren Entscheidungen an die Regierung zurück und nörgeln dann darüber. Die Politik kann es nie recht machen: Kommuniziert sie zurückhaltend, wird der Regierungschef zum „Schweigekanzler“ gestempelt. Wird alles hinausposaunt, gibt es Kritik an hohler PR.
Über manches kann aber offenbar gar nicht genug geredet werden. Das Zelebrieren des „Pride Month“ sendet widersprüchliche Signale aus. Eigentlich sollte man annehmen, dass lesbisch oder schwul zu sein in unserer liberalen Gesellschaft kein Thema mehr ist (was sich hoffentlich auch durch den zehntausendfachen Zuzug aus religiös geprägten Kulturen, die Homosexualität ächten, niemals ändern wird). Warum wird dann vier Wochen lang die Privatheit der sexuellen Orientierung ins Gegenteil verkehrt, als wäre das etwas Besonderes bzw. Lässigeres als Heterosexualität – und nicht einfach Normalität? Kann das nicht vielleicht genau jenes Unbehagen auslösen, das man zu bekämpfen vorgibt? Sollte es wirklich noch Diskriminierungen geben, kann man sie ja ohne Tamtam beseitigen.
Leider steht Unaufgeregtheit nicht besonders hoch im Kurs. In der Nachrichtenflut muss jeder besonders schrill sein, das nennt sich dann Aufmerksamkeitsökonomie. Wer wird sich da schon um die vielen Widersprüche kümmern?
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