Wer Trump abschreibt, denkt zu europäisch

Der US-Präsident kann auf seine geschlossene Basis setzen, eine klare Botschaft und verletzliche Gegner.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Jetzt hat er sich und seine begeisterten Fans also ansatzlos ins Jahr 2016 zurückkatapultiert: Donald Trumps Wahlkampfauftakt in Florida war schlicht eine Neuauflage der bewährten Botschaft: Ich bin der Einzige, der Amerika wieder groß machen kann. Und wenn ich mit meinem Projekt bis jetzt noch nicht ganz fertig bin, dann liegt das nur an der verdammten Elite in Washington, die gegen mich ist – und gegen euch, die guten Amerikaner.

Man könnte an dieser Stelle all die Fehler aufzählen, die Trump in seinen ersten Jahren gemacht hat, aber das tun die liberalen Medien in den USA wie in Europa ohnehin ständig. Trumps Kernwähler kümmert das nicht: Von ihrer Lebenswelt ist die Russland-Affäre ebenso weit entfernt wie der Syrienkrieg oder Nordkoreas Bombe. Für all das liefert ihnen der Präsident eine klare Schwarz-Weiß-Botschaft, die ihn als Helden und Kämpfer für die USA dastehen lässt. Das genügt. Was sie wirklich betrifft, ist der enorme Wirtschaftsaufschwung, den die USA erlebt hat. Der hat neue Jobs und höhere Löhne gebracht: Erfolge, die sich Trump auf die Fahnen schreiben kann, ob er nun dafür verantwortlich ist oder nicht.

Mit dem Endlosprojekt Mauer und ständig neuen Scharfmacher-Aktionen gegen Einwanderer bedient er obendrein die Hauptangst seiner Wähler. Trump hat die Republikanische Partei geschlossen hinter sich vereint wie kein republikanischer Präsident seit Ronald Reagan, einfach weil sie keine Alternative zu seinem populistischen Kurs hat.

Die größte Hoffnung der Demokraten ist derzeit Ex-Vizepräsident Joe Biden. Doch den kann Trump als verknöcherten Vertreter der verhassten Elite anprangern, so wie vor vier Jahren Hillary Clinton.

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