Man hat sogar das Gefühl: Wir neigen dazu, Qualifizierte zu vergraulen, während wir gleichzeitig dem Migrationsdruck aus Ländern nachgeben (müssen), deren Wertesysteme mit unseren kollidieren. Die Zahl der Asylanträge steigt gerade stark: Nach 14.775 im Jahr 2020 wurden im Vorjahr knapp 40.000 gezählt – bereits halb so viele wie im Ausnahmejahr 2015. Dazu kommen jetzt 71.200 Ukrainer/-innen mit Vertriebenenstatus – als Nachbarschaftshilfe völlig selbstverständlich.
Aber schon lange davor waren Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen durch die hohe Zahl an legalen wie illegalen Migranten heillos überfordert. Statt mit dem Thema offen umzugehen und Qualifizierte aktiv aufzufordern, sich um Arbeitsaufenthalt statt um Asyl zu bemühen, tut Österreich, was es am besten kann: Dinge mit kafkaesker Bürokratie auf die lange Bank schieben. Wer bei der mittlerweile fast schon berüchtigten MA 35 in Wien um eine Staatsbürgerschaft ansucht, braucht Geduld.
So berichtete eine auf solche Fälle spezialisierte Rechtsanwaltskanzlei, dass sie bei einer Top-Wirtschaftsstudentin aus Albanien, die in Wien schon die Schule absolviert hatte, mehr als ein halbes Jahr auf einen Termin warten musste, um überhaupt Dokumente einzureichen zu dürfen. Bei einem iranischen IT-Spezialisten wiederum dauerte es 17 Monate bis zur Erteilung einer Rot-weiß-rot-Karte für Schlüsselkräfte. Aber die Zeit ist vorbei, dass Osteuropa unser Arbeitskräftemangelproblem löst, wie Josef Buttinger vom Personalberater Hill International am Freitag bei den Medientagen im Ausseerland erklärte. Wenigstens reformiert die Regierung jetzt endlich die Arbeitserlaubnis für Bürger aus Nicht-EU-Ländern. Problem erkannt.
Apropos Problem: Dass kürzlich die bosnische Menschenrechtskommissarin des Europarats Österreichs Flüchtlingsbetreuung kritisierte und in einem Atemzug Frauenrechte einmahnte, grenzt an Chuzpe. Schließlich kommen viele der vorwiegend männlichen Flüchtlinge aus Ländern, in denen Frauen Respekt verwehrt wird. Und nicht immer sind Behörden an schleppenden Entscheidungen schuld, sondern NGO-Anwälte, die Verfahren in die Länge ziehen, bis eine Ablehnung unmenschlich erscheint.
Wer bei uns bleiben darf und soll, wird die Zukunft unseres Landes stark bestimmen. Achten wir im Rahmen der internationalen Verpflichtungen stärker darauf. Und ja, die österreichische Staatsbürgerschaft hat einen hohen Wert. Gut so.
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