Wenn deutsche Sterne verglühen

Das Nachbarland steht vor einem Umbruch. An einigen Stellen wird er nicht reibungslos verlaufen.
Robert Kleedorfer

Robert Kleedorfer

Vier Sterne zieren das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft. Einen fünften, der einen weiteren WM-Sieg symbolisiert hätte, haben sich Fans und Spieler gewünscht – aufgrund der blamablen Leistung musste nach der Gruppenphase die Heimreise angetreten werden. Daheim warteten auf die Mannschaft nicht nur Schimpf und Schande, sondern auch eine völlig zerstrittene CDU/ CSU. Doch wie Nationaltrainer Jogi Löw sehen auch Kanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer keinen Grund, ihre Posten zu räumen und einen personellen Neuanfang zuzulassen.

Deutschlands Wirtschaft will ebenfalls nicht wahrhaben, vor einer Zeitenwende zu stehen. Das ehemalige Aushängeschild, die Autoindustrie, steckt schon seit drei Jahren in der Dieselkrise fest und gräbt sich immer tiefer in das Schlamassel ein. Der Audi-Chef sitzt seit Wochen in U-Haft, und mittlerweile stehen auch weitere Autobauer wie die Marke mit Stern, Mercedes, unter Verdacht. Sollten deren Manager dieses Treiben nach all der langen Zeit nicht unterbunden haben, so wäre das ein Grund zum Abschied. Zwar hat sich das alles auf den Absatz nicht negativ ausgewirkt, aber der Skandal bietet dem US-Präsidenten Trump die perfekte Auflage für Strafzölle gegen ausländische Autos.

Und noch ein weiterer Wirtschaftsstern des Landes ist im Sinken begriffen. Das größte Geldinstitut, die Deutsche Bank, gilt mittlerweile als Übernahmekandidat. Bis vor wenigen Jahren unvorstellbar.

Natürlich bleibt Deutschland trotzdem führend in Europa, ein Abgesang wäre schlichtweg falsch. Eine Neuaufstellung in vielen Belangen würde dem Land aber guttun, auch wenn es da und dort nicht reibungslos verlaufen wird. Aber Reibung erzeugt Energie und somit Kraft für einen Neuanfang.

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