Wenn coole Typen pleitegehen
Wolfgang Unterhuber
13.03.23, 17:46Silicon Valley – die Region in der südlichen San Francisco-Bucht ist so etwas wie der Kernreaktor der Weltwirtschaft. Von dort aus regieren Apple, Facebook, Google, Microsoft oder Twitter die Welt. Der Trend zur Digitalisierung und das über viele Jahre billige Geld sorgten jedenfalls für Partylaune. Alles schien möglich. Doch zuletzt hat sich die Stimmung eingetrübt. Die Inflation und die damit verbundenen steigenden Zinsen sorgen für einen Wachstumsdämpfer. In der Branche werden in Summe Zehntausende Jobs abgebaut.
Wo große Fische, da auch viele kleine. Tausende Start-ups haben sich rund um die Tech-Giganten im Silicon Valley angesiedelt. Start-ups sind das Gegenteil von Familienunternehmen. Statt auf stetes und langsames organisches Wachstum (mitunter sogar ohne Kredite) setzen Start-up-Gründer darauf, mit ihrer Geschäftsidee rasch Kohle zu machen.
Einlagen stiegen also deutlich stärker als die Kredite
Start-ups und ihre Investoren gelten als cool. Vor allem, weil sich bei ihnen meist alles um die digitale Welt dreht. Dummerweise hat es jetzt in Silicon Valley die dortige Start-up-Bank zerlegt – die Silicon Valley Bank (SVB). Das hat die Start-up-Szene rund um den Globus in Panik versetzt. Fast jedes Start-up an der Westküste hat dort ein Konto. Zum Jahreswechsel hatte die Bank Einlagen in Höhe von 175 Milliarden US-Dollar. In Europa haben laut Analysten rund 3.600 Unternehmen (auch österreichische) Einlagen bei der SVB deponiert. Weil Start-ups als Hochrisiko-Firmen dort Konditionen erhalten, die man sonst nicht bekommt.
Interessant übrigens, wie die coolen Bank-Manager ihren Laden an die Wand fuhren. Während des Tech-Booms nahmen ihre Kunden enorm viel Geld ein. Die Einlagen stiegen also deutlich stärker als die Kredite. Das überschüssige Geld investierte die Bank in langlaufende Staats- und Hypothekenanleihen zu einem Zeitpunkt, da die Kurse besonders hoch waren. Dann hoben die Notenbanken weltweit die Zinsen stark an, um die Inflation zu bekämpfen. Das beendete den Tech-Boom und sorgte für fallende Anleihekurse.
Das traf die SVB doppelt. Denn zugleich mussten die Start-up-Kunden auf ihre Ersparnisse zurückgreifen. Das brachte die Bank so in Bedrängnis, dass sie gezwungen war, die Anleihen mit Verlust zu verkaufen, um die Kunden zu bedienen. Solange es halt ging. Die smarten Silicon-Valley-Bank-Manager haben also so ungefähr seit einem Jahr völlig übersehen, dass es einen Krieg in Europa gibt, dadurch die Inflation explodiert und deshalb die Zinsen steigen.
Auffallend ist, dass die coole Start-up-Szene jetzt ganz klassisch nach dem guten alten Staat ruft. Die Steuerzahler (vorerst einmal nur die amerikanischen) sollen also helfen. Mit ganz simplen Dollars statt Bitcoins. Sehr un-cool.
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