Bewegung in der politischen Landschaft
Der Konjunktiv ist zu vorsichtig. Denn es ist nachgerade evident, dass mit der geklärten Führungsfrage in der größten Oppositionspartei wieder Bewegung in die politische Landschaft kommt.
Wer’s bezweifelt, dem sei eine Lektüre der „Begrüßungen“ – man könnte auch sagen: der Beflegelungen – empfohlen, die unmittelbar nach der Linzer Kampfabstimmung von politischen Mitbewerbern verschickt wurden.
"Genderwahn" und "Klimahysterie"
Für die ÖVP ist es eine ausgemachte Sache, dass der Mann mit der „Heckenschützen-Mentalität“ die Republik spalten will; die Freiheitlichen überzogen die SPÖ mit Häme und prophezeite Doskozil ein kurzes Intermezzo an der Spitze – immerhin stehe er für „Genderwahn“ und „Klimahysterie“. Und selbst Neos und Grüne, mit denen Doskozil die komplizierte Ampel-Koalition umsetzen will, haben ihn vornehmlich mit Ablehnung „begrüßt“.
Hier kommt die eingangs erwähnte Emotion ins Spiel – wenn auch von ihrer unsympathischen, weil zynischen Seite: Wäre Doskozil der Konkurrenz einfach egal, hätte man ihn gleichgültig bis freundlich empfangen, frei nach dem Motto: „Is’ eh wurscht, von der SPÖ droht ja weiter keine Gefahr.“
So aber dürfen sich die Wähler auf bewegte Wochen und Monate einstellen.
Signale an Babler
Zunächst einmal muss Doskozil aber nicht nur verbindliche und verbindende Signale an Babler und dessen Unterstützer, sondern auch an all jene Genossen senden, die bei der Mitgliederbefragung Pamela Rendi-Wagner die Treue gehalten haben.
Die personellen Weichen, die der SPÖ-Chef in diesen Tagen vor allem im Klub und in der Partei stellt, spielen dabei eine gravierende Rolle. Und dass sich Doskozil dafür wesentlich mehr Zeit nehmen will als ursprünglich geplant, zeigt: Die Aufgabe ist alles andere als trivial.
Sollte die Übung gelingen, vermittelt Doskozils SPÖ Haltung und klare Kante bei Fragen der Integration, der Migration und des Asyls und dichtet gleichzeitig sozialpolitisch nach links ab.
Ist dieser Spagat machbar? Wenn überhaupt, dann nur unter erheblichen Anstrengungen. Aber wer hat denn behauptet, Politik wäre ein einfaches Unterfangen?
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