Was hat es mit dem Angler-Phänomen auf sich?

Was hat es mit dem Angler-Phänomen auf sich?
Ein Mann, ein Fisch, ein Gummistiefel - was soll den Frauen mit solchen Bildern kommuniziert werden?

Julia Pfligl

Wer auf den einschlägigen Online-Dating-Portalen sein Unwesen treibt, wird ihm eines Tages ganz sicher begegnen: dem Mann mit dem Fisch. Dabei handelt es sich nicht um ein einziges Exemplar, sondern um ein allgemeines Phänomen, das sich in den vergangenen Jahren rasant verbreitet hat. Hippe Millennial-Männer präsentieren sich auf ihren Fotos in den digitalen Partnerbörsen mit Angelrute, Gummistiefeln und frisch erlegter Beute. Manche hängen noch am Haken, andere werden mit beiden Händen triumphal in die Höhe gehalten. Hauptsache groß, tot und glitschig. (Der Fisch, nicht der Mann.)

Unter Frauen blieb die wundersame Anglervermehrung nicht lange unbemerkt und sie begannen, auf Tiktok Rankings mit ihren liebsten „Tinder-Fischen“ zu posten. Auch Freundin L. könnte mit ihren Screenshots mittlerweile ganze Teiche und Aquarien füllen. Zwischen Barsch, Dorsch und Forelle grübelte sie, was ihr die Männer damit sagen wollen: Dass sie sie ernähren und versorgen können, wenn das große Blackout kommt? Dass sie outdoortauglich und bodenständig – sprich, selbst ein guter Fang – sind? Sollen die traurigen Fischaugen Mitleid erwecken? Oder handelt es sich am Ende doch nur um eine plumpe Ich-hab-dich-an-der-Angel-Metapher?

Psychologen würden vermutlich die Evolution und ein steinzeitliches Rollenbild für den Trend verantwortlich machen. Ein Mann, der angelt, strahlt Sicherheit, Geduld und Unabhängigkeit aus – zudem garantiert eine archaische Bildsprache Aufmerksamkeit im umkämpften Single-Biotop.

Wie sagte schon Konfuzius: Gib einem Mann einen Fisch, und er wird einen Tag satt sein. Lehre ihn fischen, und er wird zeit seines Single-Lebens passende Profilfotos parat haben.

Was hat es mit dem Angler-Phänomen auf sich?

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