Warum sogar die Emirate "grün" werden wollen

Concentrated solar power in Dubai
Zugegeben, der Titel klingt nach dem Beginn eines Witzes. Speziell wenn man bedenkt, dass die Weltwirtschaft derzeit zu 80 Prozent fossil unterwegs ist, zu vier Prozent mit Atomkraft und erst zu 16 Prozent mit erneuerbaren Energien arbeitet.
Diese Ölabhängigkeit wird noch lange bleiben, so ernüchternd das angesichts der horrenden Projektionen der Klimawissenschaft auch ist, die uns seit nunmehr dreißig Jahren eindringlich vor den Folgen des Klimawandels warnt. Immerhin, in den vergangenen 30 Jahren hat sich der Anteil der Erneuerbaren verdoppelt, und das bei immens mehr verbrauchter Energie weltweit.
Aber dass das Erdölzeitalter zu Ende gehen wird, das ist auch den meisten erdölreichen Staaten langsam klar. 2020 hatten die Arabischen Emirate verkündet, ab 2050 nur mehr erneuerbare Energien verwenden zu wollen. Umgerechnet 152 Milliarden Euro stünden dafür bereit.
Spannend ist hier die Sichtweise in Dubai, der größten Stadt der Emirate. Spannend deshalb, weil dieses Emirat kaum (noch) Öl und Gas hat. Die Einkünfte aus den fossilen Energien machen inzwischen weniger als 5 Prozent aus. Geld verdient wird hier mit Immobilien und Bauprojekten, mit Handel, mit einem riesigen Hafen, mit dem aufstrebenden Bankensektor und mit Tourismus.
Dubai muss also alles daransetzen, die Energiewende möglichst rasch zu schaffen. Ein Beispiel ist der Solarpark im Süden Dubais, mitten in der Wüste. Mit 77 Quadratkilometern ist er einer der größten weltweit, und weil Strom auch nach Sonnenuntergang benötigt wird, wurde inzwischen auch ein riesiges solarthermisches Kraftwerk als auch eine „Wasserstoff-Batterie“ zu Testzwecken errichtet. Zwischen Ankündigung des absolutistisch herrschenden Emirs und der Umsetzung vergehen inzwischen nur Monate, mangels Bürgerbeteiligung und Umweltprüfverfahren.
Spannend wird die Verkündung der Wasserstoff-Strategie des Landes, die schon länger versprochen ist. Denn es würde nicht überraschen, wenn Sheik Maktoum dann verkündet, sein Land zu einem Weltmarktführer bei der grünen Wasserstoffproduktion machen zu wollen. Und der Sheik wird überall und ganz speziell auf der arabischen Halbinsel gehört werden, als Vorbild, wie man sein Land ins nächste Jahrhundert führt.
Ironischerweise könnte das auch für uns im guten, alten Europa spannend werden: Denn uns ist längst klar, dass wir sicher die Stromversorgung, die Elektromobilität als auch die Wärmeerzeugung nur mit heimisch erzeugtem Grünstrom abdecken werden können. Aber sicher nicht die energiehungrige Industrie. Die wird Unmengen an Wasserstoff brauchen. Und wenn wir verhindern wollen, dass die Schwerindustrien aus Österreich (und Europa) abwandern, was sicher keine gute Idee wäre, sollten auch wir genau hinhören, was Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum sagen wird. Wir könnten seinen Wasserstoff sicher bald gut brauchen.
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