Warum Politiker Facebook so "liken"
Ein reales Leben ohne Präsenz im Cyberspace ist weder für Politiker noch für Journalisten denkbar.
Bundeskanzler Kern freut sich, dass er ein Interview, bei dem er vom Chefredakteur der deutschen Zeit gelobt wird, live auf Facebook übertragen kann, Außenminister Kurz lässt uns durch Fotos auf Twitter wissen, dass er weltweit unterwegs ist. Und diesen Kommentar können sie auch auf kurier.at lesen, oder später auf Twitter und Facebook. Ein reales Leben ohne Präsenz im Cyberspace ist weder für Politiker noch für Journalisten denkbar. Und auch für alle anderen Menschen nicht, die sich informieren, Bilder verbreiten, Meinungen äußern oder einfach nur "liken" wollen.
Konsumenten werden mit Inhalten versorgt, deren Quellen sie nicht überprüfen können und mit Werbung, die gezielt auf ihr persönliches Verhalten abzielt. Journalisten werden gezwungen, ihre Inhalte zu verschenken, von den Werbeeinahmen profitiert dann, wie auch bei Google, ein US-Konzern. Nur die Politiker profitieren uneingeschränkt: Sie können ihr Image unwidersprochen aufpolieren und wie FPÖ-Chef Strache, kritische Bemerkungen schneller löschen als Hasspostings. Vielleicht ist das der Grund, warum die Politik nichts gegen den Steuervermeider Facebook unternimmt, der übrigens diese Hasspostings auch nicht schlimm findet. Sie bringen ja Zugriffe – und Werbegeld. Noch dazu wird dem ORF erlaubt, mit Gebührengeld erstellte Beiträge auch im Netz zu verschenken. Dadurch werden die privaten Medien noch mehr unter Druck gebracht.
Es ist Corinna Milborn von Puls4 zu danken, dass sie diese Diskussion aufgreift. Die Medienpolitik, die wir hierzulande seit Jahren vermissen, müsste dem ORF klarmachen, dass er auf die Gebühren oder aufs Verschenken im Netz verzichtet. Dass US-Konzerne Steuern zahlen, wird wohl die EU organisieren müssen.
Kommentare