Warum ich nicht als Powerfrau bezeichnet werden möchte
„Da bist du ja eine richtige Powerfrau!“, sagte vor vielen Jahren ein Verwandter zu mir, als ich gerade meinen ersten Job begonnen hatte. Das war in dem Zusammenhang natürlich als Kompliment gemeint. Schon damals kam es aber nicht so an.
Denn dass der Begriff nicht für Gleichberechtigung steht, wird allein dadurch evident, dass es keine männliche Variante dazu gibt. Wo sind die Powermänner? Haben alle Männer Macht? Haben Frauen demnach nur dann Power, wenn sie einer bezahlten Arbeit nachgehen? Und was definiert eine Powerfrau überhaupt?
Ein Klischee, das keine Möglichkeit für Nuancen lässt
Denn Power hieße im Wortsinn, dass es eben nur wenige Frauen mit Macht oder Kraft gibt. Oft schwingt bei dem Begriff mit: „Was die alles schafft, obwohl sie eine Frau ist.“ Schon bei den angepriesenen „starken Frauen“ wäre der Umkehrschluss immer jener: Normalerweise seid ihr schwach, aber es gibt ein paar Ausnahmen. Dass mit dem Wort Power in der Woche des Internationalen Frauentags noch inflationärer als sonst umhergeworfen wird, gibt dem Begriff einen fahlen Beigeschmack und lässt ihn umso mehr zu einem Klischee verkommen. Denn Frauen kann man eben nicht nur in jene mit und jene ohne Power einteilen. So wird jede Möglichkeit für Nuancen zerstört, dafür wäre aber gerade am Frauentag Platz. Platz, um über die Errungenschaften der Frauenbewegung zu reden. Platz, um Lösungen für bestehende Diskriminierungen aufzuzeigen. Und Platz, dabei die Geschichten der Frauen zu erzählen.
Begriffe verbieten zu wollen, liegt mir fern. Aber die deutsche Sprache hat weitaus passendere Varianten zu bieten, um seine Wertschätzung auszudrücken. Ganz ohne eine versteckte Degradierung. Ein Gedankenanstoß, sich an Alternativen zu probieren – vielleicht ja erstmals am heutigen Frauentag.
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