Da geht es nicht um die Europawahl 2024. Die ÖVP weiß, dass sie bei diesem Urnengang keine Lorbeeren abholen kann – weder mit noch ohne Karas. Der fehlende Sebastian-Kurz-Effekt, die allgemeine Stimmung gegen die Regierungsparteien – da muss mit großen Verlusten gerechnet werden.
Schlimmer wäre für die Türkisen, wenn Othmar Karas bei der Nationalratswahl als Kandidat auftauchen würde. Mit einer eigenen Liste oder auch als Teil einer anderen Gruppierung. Da geht es um jede Stimme, damit Kanzler Karl Nehammer am Ende des Wahltags den ersten Platz einnehmen kann.
Ein Othmar Karas als Gegner würde aber sicherlich etliche bürgerliche Stimmen abziehen. Womöglich so viele, dass die ÖVP ihre ehrgeizigen Ziele nicht erreichen kann. Jedenfalls hat der EU-Parlamentarier bei seiner persönlichen Erklärung versichert, dass er politisch aktiv bleiben wird. Fragen nach einer Kandidatur bei der Nationalratswahl ist er so geschickt ausgewichen, dass so ziemlich alle Optionen als Antwort möglich erscheinen.
Er ist auch nicht der einzige Schattenmann, der als möglicher Rückkehrer die politische Gerüchteküche brodeln lässt.
Kern, Schellhorn, Pogo
Da ist auch noch Ex-SPÖ-Kanzler Christian Kern, der zwar bei jeder Gelegenheit derartige Ambitionen dementiert, aber dennoch immer wieder genannt wird. Mittlerweile sogar für eine gemeinsame Liste mit Othmar Karas. Oder der ehemalige Neos-Abgeordnete Sepp Schellhorn, der zuletzt auf verschiedenste Weise dafür gesorgt hat, dass er im Gespräch bleibt. Sie alle bereiten ihren Parteien Sorgenfalten.
Und da ist noch Dominik Wlazny alias Marco Pogo, der mit seiner Bierpartei bei der Bundespräsidentenwahl die große Überraschung gewesen ist. Von ihm hat es bisher noch keine Andeutung gegeben, ob er im kommenden Jahr antreten will oder nicht. Dennoch wird er regelmäßig von Meinungsforschungsinstituten abgefragt. Mit dem Ergebnis, dass er vor allem der SPÖ so viele Stimmen wegnehmen würde, dass er mit der Bierpartei ins Parlament einziehen könnte.
Die Situation erinnert an das Wahljahr 2013, als die neu gegründeten Neos und Frank Stronach die etablierten Parteien insgesamt über zehn Prozent der Stimmen gekostet haben. Wobei diesmal der Warteraum jener Wähler, die auf eine Alternative abseits der fünf Parlamentsparteien hoffen, um einiges größer sein dürfte.
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