Von Depp und Becker bis Kurz: An den Pranger

Von Depp und Becker bis Kurz: An den Pranger
Wie Amber Heard und Johnny Depp öffentlich Rosenkrieg führen, ist widerlich. Die Gerichtsbarkeit in sozialen Medien ist es auch.
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

"Das Internet ist außergewöhnlich dumm“, hieß es zuletzt in der Zeit. Nicht ganz falsch. Allerdings möchte man ergänzen: Auch das Internet ist nur das, was Menschen daraus machen.

Der Anlass für diese zugespitzte Diagnose war der Prozess zwischen der Schauspielerin Amber Heard und ihrem Ex-Ehemann und Kollegen Johnny Depp. Und der Vorwurf der Dummheit zielte auf die sozialen Medien ab, die wieder einmal einen Gerichtssaal außerhalb des Gerichts bildeten, einen in die Gegenwart geholten mittelalterlichen Pranger, einen Ort, an dem sich Hobbyjuristen und mit Vorurteilen bewaffnete Meinungsdiktatoren auskotzen können. Wie Frau Heard und Herr Depp ihren Rosenkrieg führen, der unabhängig vom Urteil nur Verlierer hinterlassen wird, wie die beiden einander öffentlich die Augen und den letzten moralischen Anstand auskratzen, ist widerlich. Der mediale Umgang damit ist es aber ebenso.

Kommentare