Verkehrspolitik: Teuer, ineffizient und viel zu emotional

Martina Salomon

Martina Salomon

Sind die vielen Tempolimits auf Autobahnen wirklich der Weisheit letzter Schluss?

von Dr. Martina Salomon

über die Verkehrspolitik

Wird es in diesem Wahlkampf auch Vorschläge jenseits von "Eat the rich"- und Pensionisten-Versprechen geben? Wir hätten da ein paar verkehrspolitische Gedankenanstöße. Sind zum Beispiel die wie Schwammerl aus dem Boden schießenden Tempolimits auf Autobahnen wirklich der Weisheit letzter Schluss? Lenker müssen sich ohne ersichtlichen Grund auf 100, manchmal sogar auf 80 km/h abbremsen. Ökologisch nötig – oder nur eine Super-Abzocke der Autofahrer?

Sinnvoller für die Umwelt (und nervenschonender für alle) wäre ein Lkw-Überholverbot auf zweispurigen Autobahn-Abschnitten. Das mühselige Brummi-Wettrennen erhöht die Unfallgefahr durch plötzliches Abbremsen aller anderen Verkehrsteilnehmer, verursacht Staus und höheren Schadstoffausstoß.

Hassobjekt Auto

Weil die Autofahrer zum Feindbild grünbewegter Politiker geworden sind, werden andere Probleme übersehen: Zum Beispiel verursacht ein einziges Riesen-Kreuzfahrtsschiff so viel Feinstaub wie eine Million Autos. Aber die aktuelle Panik hat genau drei Buchstaben: NOx. Das sind Stickoxide, verursacht durch Diesel. Dieser wurde jahrzehntelang gefördert, weil man ihn für umweltfreundlicher als Benzin hielt. Also, was jetzt? Oder ist die Anti-Diesel-Kampagne vielleicht Teil des Wirtschaftskrieges der USA gegen Europa? Ja, VW – und vermutlich andere auch – haben die strengen Abgaswerte verfehlt und (mit augenzwinkerndem Wegschauen der Prüfbehörden) Testergebnisse verfälscht. Skandalös. Aber dass die Amis nun anklagend auf Europa zeigen, ist ein Witz. In den USA fährt man kaum Diesel, dafür absurd riesige Pick-ups und andere Energiefresser und Dreckschleudern. Europa ist in Wahrheit Öko-Vorreiter, auch wenn es noch einiges zu tun gibt.

Weg mit der Rettungsgasse

Weder öko noch lebensrettend ist das millionenteure Experiment "Rettungsgasse". Ganz im Gegenteil. Es ist gescheitert und sollte daher beendet werden. Zumindest dort, wo es einen Pannenstreifen gibt. Der ist für Einsatzfahrzeuge vorgesehen, basta. Niemand weiß genau, wie man sich bei einem Stau auf einer mehrspurigen Autobahn verhalten soll. Daher fahren alle zögernd kreuz und quer. Für Rettungsfahrer ein Horror.

Auch abseits der Autobahnen gibt es genug zu tun: Reduzieren wir den Schilderwald, vieles lässt sich durch einfache Bodenmarkierungen ersetzen. Die (viel zu großzügigen) Anrainer-Parkflächen in der Wiener Innenstadt müssten besser gekennzeichnet werden, damit sie keine Straf-Fallen mehr sind. Und die Parkraumbewirtschaftung ist kein Gesamtkonzept, sondern ein Fleckerlteppich. Oder hätten Sie gewusst, dass man in Wien-Wieden bis 22 Uhr einen Parkschein benötigt, in Meidling aber nur bis 19 Uhr? Mittlerweile ist auch eine Redimensionierung der städtischen Behindertenparkplätze angezeigt. Ihre Zahl wird geradezu wahllos vergrößert. Doch sie stehen – u.a. in Parkgaragen – fast immer leer.

Noch eines zum Abschluss: Bitte keine "Kunst" mehr auf Kreisverkehrs-Inseln! Sie sind meist raumfüllende Monumente des schlechten Geschmacks von Lokalpolitikern. Eigentlich ein Wunder, dass es dort nicht öfter zu Unfällen schreckensstarrer Verkehrsteilnehmer kommt. Liebe Politiker, eure Themen liegen buchstäblich auf der Straße!

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