USA/Türkei: Politik Auge um Auge führt in den Abgrund

Wenn Trump den NATO-Partner sanktioniert, ist Feuer am Dach, zumal Erdoğan auch scharf schießt.
Walter Friedl

Walter Friedl

So richtig gut war das Verhältnis der beiden zuletzt ohnehin nicht. Doch jetzt hat es US-Präsident Donald Trump mit einem seiner schlecht bewährten Hüftschüsse neuerlich verschärft – indem er Sanktionen gegen zwei türkische Minister verhängt hat. Sie seien an der Inhaftierung eines US-Pastors maßgeblich beteiligt. Wie nicht anders zu erwarten, hat der türkische Staatschef Tayyip Erdoğan harte Gegenmaßnahmen angekündigt. Wohlgemerkt, wir sprechen von zwei NATO-Bündnis-Partnern, die einander im Notfall Beistandspflicht zugesichert haben.

Das ist den beiden Alpha-Tierchen aber völlig egal. Sie kennen nur Schwarz und Weiß und suchen stets die Duell-Situation. Hier gilt: Wer zuerst zwinkert, hat verloren. Ankara will den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen, den die Türkei hinter dem gescheiterten Putsch 2016 vermutet; Washington will den Geistlichen Andrew Brunson, dem Terror-Unterstützung vorgeworfen wird. Nichts bewegt sich. Trump handelt, Erdoğan schießt zurück. Wildwest auf höchstem Niveau. Doch wem nützt es?

Okay, beide Egomanen können sich einen weiteren Stern mit der Aufschrift „Ich bin ein harter Hund“ auf ihre Weste pinnen – und so bei Kernwählern punkten. Global gesehen ist diese Art der Brachial-Konfrontation, die Trump mehr und mehr salonfähig gemacht hat, aber brandgefährlich, speziell in diesem Fall. In Syrien sind beide Staaten militärisch engagiert, auf unterschiedlichen Seiten. Käme es zum echten Duell am Euphrat, wäre das der Super-GAU.

Generell bewirkt eine Rambo-Politik der Marke Trump oder Erdoğan, die nur Auge um Auge kennt, eine Aufweichung aller bisherigen Normen und Konventionen und führt geradewegs in den Abgrund. walter.friedl

Kommentare