Unterwerfung

Martina Salomon

Martina Salomon

Wie ernst nehmen wir eigentlich unsere eigene Kultur?

von Dr. Martina Salomon

Rohani-Besuch

Immer häufiger fällt einem der Roman des französischen Provokateurs Michel Houellebecq ein: " Unterwerfung". Zum Beispiel beim Besuch des iranischen Präsidenten Hassan Rohani in Rom. Wie ernst nehmen wir eigentlich unsere eigene Kultur, wenn man aus (vorauseilender?) Rücksicht auf den Besucher historische Statuen wegen ihrer Nacktheit verhüllt und beim Abendessen keinen Wein serviert? Das ist ein weiterer Tiefpunkt einer schleichenden Entwicklung: Schweinefleisch ist aus öffentlichen Küchen und Fluglinien ja schon verbannt, in Schulen und öffentlichen Bädern wird Geschlechtertrennung zum Thema, und bald könnte es auch bei uns Bekleidungsvorschriften für Frauen geben, damit sich Männer nicht durch unkeusches Gewand provoziert fühlen.

Klar, nach dem Ende der Iran-Sanktionen stürzt sich der Westen mit Freude ins Milliarden-Geschäft. Wer in islamische Länder fährt, passt sich natürlich an – umgekehrt ist das aber nie ein Thema. Dass die im Orient lebenden Christen aus der Region, in der das Christentum wurzelt(e) zunehmend vertrieben werden, darüber sieht der Westen milde hinweg. Die katholische Kirche, eine mächtige Weltreligion, lässt um des (vordergründigen) lieben Friedens willen engagierten Einsatz für ihre Glaubensbrüder und -schwestern eher vermissen. Regierungen und Unternehmen vergessen alle ethischen Standards, um ihre Geschäfte mit Regimen, die fundamentale Menschenrechte ignorieren, nicht zu gefährden. Das alles ist unglaublich verlogen – und entspricht in keiner Weise unserem liberalen Gesellschaftsmodell.

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