Der Mann in der Hofburg könnte der Glaubwürdigkeitskrise der Politik entgegentreten (die auch ihn selbst betrifft). Die pauschale Verunglimpfung der Politik ist demokratiezerstörend. Van der Bellen kann in diesem Zusammenhang gegen das Kriminalisieren ganzer Parteien (und der Politik als solcher) auftreten, wie es im aktuellen U-Ausschuss geschehen ist. Das schadet letztlich auch jenen, die es betrieben haben. Um wünschenswerte Aufklärung ging es am Ende des Untersuchungsausschusses nicht einmal mehr in Ansätzen.
Es wäre auch Zeit, die Krise der heimischen Justiz anzusprechen. Nicht nur wegen der internen Intrigen und des Imageverlusts ganzer Institutionen, sondern auch wegen überlanger Verfahren, Datenschutzverstößen und Schuldsvermutung, die Existenzen nachhaltig ruiniert, selbst wenn nach Jahren irgendwann ein Freispruch erfolgt. Den Reputationsverlust werden die ehemals Beschuldigten nur noch mit Mühe los, die Anwaltskosten nie.
Wohltuend wäre auch, wenn der Präsident gegen das gerade wieder anschwellende Corona-Panikorchester auftreten würde. Rund um uns herum ist die Pandemie kaum mehr ein Thema, in den USA wurde sie für beendet erklärt. Wir werden mit dem Virus leben müssen. Doch Österreicher lieben gesetzliche Einschränkung statt Selbstverantwortung.
Außerdem könnte Van der Bellen seinen viel diskutierten Kopftuch-Sager abmildern, indem er zum Beispiel an österreichische Muslimas appelliert, aus Solidarität mit verfolgten Frauen im Iran und anderswo (selbst)bewusst das Kopftuch abzulegen.
Nicht zuletzt würde es dem Präsidenten gut anstehen, seine Gegenkandidaten, mit denen er sich im Wahlkampf nicht konfrontieren wollte, zu sich in die Hofburg einzuladen. Als Zeichen des Respekts, dass sie den Mut hatten, sich einer Wahl zu stellen. Wir warten auf das Gruppenfoto. Und auf eine erfolgreiche zweite Amtszeit, wofür wir Kraft und Gesundheit wünschen.
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