Vertreibung der Intelligenz
Hoffentlich wagt niemand, den 1938 Vertriebenen taxfrei wieder zum Österreicher zu erklären.
Ein gebürtiger Wiener bekommt den Chemie-Nobelpreis. Großartig! Aber hoffentlich wagt niemand, den 1938 Vertriebenen taxfrei wieder zum Österreicher zu erklären. Mittlerweile ist allen klar, wie schäbig es gegenüber den unfreiwilligen „Emigranten“ und wie schädlich es für die Geisteskultur unseres Landes war, sich nicht aktiv um deren Heimkehr zu bemühen. Doch noch immer wird zugelassen, dass die Intelligenz-Elite das Land verlässt. Diesmal nicht, weil sie verfolgt wird, sondern weil sie zu wenig Entfaltungsmöglichkeiten findet. Das fängt mit einem Schulsystem an, das mehr nach Schwächen als nach Stärken sucht und alle über einen Kamm scheren will.
An den heimischen Unis wiederum wird hart daran gearbeitet, die Frustrationstoleranz junger Leute auszutesten. Wer danach dennoch eine Wissenschaftskarriere anstrebt, findet kaum klare Richtlinien vor. Für „Eggheads“ aus dem Ausland gilt bezeichnenderweise eine hohe Pension als größtes Lockmittel für eine Professorenstelle in Österreich. Doch den roten Teppich ausgerollt hat man Spitzenkräften in Wahrheit nie. Dafür müssten vor allem auch bürokratische Hemmnisse abgebaut werden.
„Elite“ und Spitzenleistung? Gilt in Österreich als „neoliberales“ Projekt, auch wenn es mittlerweile einige (von der Regierung Schüssel eingerichtete) Spitzenforschungsinstitute gibt, die vielleicht gerade die Nobelpreisträger von morgen „produzieren“. Aber über Mindestlohn reden wir halt trotzdem noch viel lieber als über Mehrleistung.
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