Trump dreht auf den Kurs, den er versprochen hat

Der Präsident hat schon im Wahlkampf den Rückzug aus der weltpolitischen Verantwortung angekündigt.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Man kann sich darüber ereifern, vor Krieg und dem globalen Vormarsch östlicher Diktatoren warnen, doch was Trump nun mit dem Abzug aus Syrien und Afghanistan in die Tat umsetzt, ist die Außenpolitik, die er immer versprochen hat. Amerika, so tönte er bereits im Wahlkampf, werde sich von nun an mehr um seine eigenen Angelegenheiten kümmern und nicht mehr den Schutzpatron für Weltgegenden spielen, in denen es nichts zu gewinnen hat. In der Tat hat der Nahe Osten für die USA – das inzwischen größte Erdöl- und Erdgasförderland hinter Saudi-Arabien – massiv an Bedeutung verloren. In Afghanistan, das zurück ins Mittelalter taumelt, haben die USA seit Jahren weder eine wesentliche Rolle noch ein strategisches Ziel. Die tödliche Bombenlast, die man seit Obama regelmäßig aus Drohnen über afghanischen oder pakistanischen Dörfern abwirft, wird die Brutstätten islamistischen Terrors nicht stilllegen.

Trumps Kurs mag Risiken bergen, vor allem aus Perspektive der erfahrenen, Europa eng verbundenen Transatlantiker wie Jim Mattis. Doch die Krisen, aus denen sich die USA jetzt zurückziehen, waren schon vor dem Amtsantritt Trumps verfahren.Viele, die den aktuellen isolationistischen Kurs kritisieren, waren überzeugte Gegner von George Bushs Kriegspolitik im Mittleren Osten. Vielleicht sollte man, anstatt sich an den USA abzuarbeiten, die intellektuellen und strategischen Kapazitäten in Europa dazu nützen, um eine eigene Haltung zu entwickeln, mit der man den neuen Autokraten entgegentritt. Vielleicht wird das gerade heftig pubertierende Europa so auch endlich weltpolitisch erwachsen.konrad.kramar

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