Terror im Hinterkopf
Attacken sind fast schon schreckliche Routine geworden.
Blutige Anschläge in Ägypten – und besonders perfid am Palmsonntag, wo des Einzugs Jesus Christi in Jerusalem gedacht wird. (Auch zu Weihnachten wurden schon koptische Christen getötet.) Man schaudert vor der Grausamkeit der Mörder und dem Leid der Opfer. Christen sind weltweit die am meisten bedrohte Gruppe, vor allem in muslimisch dominierten Ländern. Wo ist der konsequent-geschlossene Aufschrei der islamischen Welt gegen den Terror in Ägypten, wo sind die Lichterketten für verfolgte Christen? Tarafa Baghajati von der "Initiative muslimischer Österreicher-innen" hat sich immerhin (wieder) von den "abscheulichen und menschenverachtenden Anschlägen" distanziert und auch von der Pflicht der Muslime gesprochen, sich "ohne wenn und aber" gegen den Terror zu positionieren.
Wir Journalisten sehen Bilder, die man der Öffentlichkeit zu Recht nie zumuten würde – etwa von toten Kindern nach dem Giftgasangriff in Syrien. Trotzdem sind Attacken mittlerweile fast schon schreckliche Routine geworden. Daher finden sie sich auch nicht mehr automatisch in den großen internationalen Schlagzeilen. Die vielen Berichte vom Terror haben uns verändert. Wir sind ängstlicher, wütender, vielleicht auch abgestumpfter. Unsere Welt ist kleiner geworden, der Bewegungsspielraum eingeengt. Zahlreiche Länder wagt man nicht mehr zu besuchen, am Walserberg stehen Autofahrer im Stau, Schengen war gestern. An die Schikanen im Flugverkehr hat man sich gewöhnt, und Poller in Fußgängerzonen als Schutz vor Kamikaze-Fahrern werden Normalität. Als Frau nächtens durch den Wiener Prater zu radeln, ist nicht mehr ratsam.
Doch wir sollten uns von der Angst nicht überwältigen lassen: Die Gefahr, bei einer Auto-Spritztour übers Land bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden, ist nach wie vor um ein Vielfaches höher, als Opfer eines Terroranschlags oder Überfalls zu werden. Die Welt wirkt auch deshalb so unglaublich gefährlich, weil wir alles in Echtzeit mitbekommen. Europa hat in seiner Geschichte aber viel, viel grausamere Epochen durchlebt. Lassen wir uns nicht einschüchtern. Dennoch ist es hoch an der Zeit, unsere (aufgeklärt-christlichen) Werte ernsthafter zu verteidigen.
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