Syndikatsverträge sind ähnlich wie in der Politik Koalitionsabkommen. Es geht um Chefposten, Stimmrechte und damit um die Reise in die Zukunft. Problem an diesem 23. April: Es fehlen genug Aufsichtsräte, damit das Abkommen unterzeichnet werden kann. Die werden erst mühsam bis in Nacht herangekarrt. Eine Blamage sondergleichen.
Diesen Montagabend war alles anders. Da wurde der Syndikatsvertrag um weitere zehn Jahre geräuschlos verlängert. Irgendwie symptomatisch. Seit die Mexikaner das Sagen beim ehemaligen Staatsmonopolisten haben, segelt das Unternehmen in ruhigen Gewässern.
Das Jahresergebnis hat sich verfünffacht, das Ergebnis je Aktie vervierfacht. Und die Dividende ist fast sechsmal so hoch wie 2013. Gleichzeitig konnte die Verschuldung um 62 Prozent reduziert werden. Zuvor war das Unternehmen vom Telekom-Skandal erschüttert worden – von seltsamen Geldflüssen Richtung Politik bis hin zum fragwürdigen Einstieg in Weißrussland.
Und jetzt? Mit dem neuen Vertrag erweitern die Mexikaner ihre Macht. Sie werden wieder den Chefsessel erobern. Der Vertrag sichert aber auch den Einfluss des Minderheitsaktionärs Österreich. Ohne Abkommen hätten die Mexikaner mit ihrer Mehrheit drüberfahren können.
Eine Abwanderung des Headquarters aus Wien und ein Delisting an der Wiener Börse sind damit vom Tisch. Es wird künftig sogar zwei Telekom-Aktien geben: Eine Telekom-Aktie und eine Tower-Company. Denn die Funkmasten werden ausgegliedert.
Das hatte im Vorfeld für Unruhe gesorgt. Von einem drohenden Ausverkauf kritische Infrastruktur war die Rede gewesen. Lustig, wo doch das ganze Unternehmen schon seit 2014 mehrheitlich mexikanisch ist.
Gut möglich, dass die Mexikaner die Masten eines Tages verkaufen werden, um Geld zu machen. Solche Deals sind international längst üblich und würden auch hierzulande kein Kommunikations-Blackout verursachen. Außer, irgendwer sprengt die Masten. Die nächsten fünf Jahre ist ein Verkauf aber ohnehin unmöglich.
Federführend auf österreichischer Seite war ÖBAG-Chefin Edith Hlawati. Die Juristin agiert gerne unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung. Das wirkt als Chefin der Staatsholding nicht gerade visionär. Doch nach den Turbulenzen um ihren Vorgänger Thomas Schmid ist das auch besser so. Endlich wieder „business as usual“.
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