Studium auf Augenhöhe: Weiter eine Utopie

Studium auf Augenhöhe: Weiter eine Utopie
Die Novelle des Universitätengesetzes bringt neue Hürden, statt Studierende auf die vor ihnen liegenden Herausforderungen vorzubereiten.

Studieren ist anspruchsvoll, und Studierende treffen besonders am Start ihres Studiums auf Herausforderungen. Gerade beim Studienstart ist es darum wichtig, Studierende zu unterstützen.

Die Novelle des Universitätsgesetzes möchte sich diesem Ziel annehmen, und unterstreicht das „partnerschaftliche Verhältnis zwischen der Universität und ihren Studierenden“. Bemerkenswert ist dabei, dass die Novelle kein sehr partnerschaftliches Bild von Studierenden zeichnet. Die Novelle sieht vor, dass Studierende 24 ECTS Punkte sammeln müssen, um nicht exmatrikuliert zu werden.

Können sie diese Punkte-Anzahl bis zum vierten Semester nicht vorweisen, werden sie exmatrikuliert. Für die folgenden 10 Jahre können sie dieses Studium dann nicht mehr belegen. Erst nachdem Studierende 100 ECTS Punkte gesammelt haben, soll ihnen die Universität ein „Learning Agreement“ anbieten – dann erhalten sie, ähnlich wie schon jetzt, Zugang zu Seminaren mit beschränkten Plätzen.

Diese Regeln machen deutlich, wie Studierende in der Novelle verstanden werden: Studierende sind institutionelle Akteure, die Mindestbestimmungen zu erfüllen haben. Aus Perspektive der Novelle besteht die Partnerschaft der Studierenden darin, jene Auflagen zu erfüllen, die vonseiten des Gesetzes an sie gerichtet werden. Dabei ist Partnerschaft gemeinhin als eine soziale Gemeinschaft definiert, in der Verpflichtungen zum Wohlergehen des Partners eingegangen werden. In der Novelle werden Studierende verpflichtet, Bildungsziele zu erfüllen. Gleichzeitig verpflichtet sich die Novelle aber nicht zur Unterstützung der Studierenden.

Eine Novelle sollte dafür Rahmenbedingungen setzen. Dazu ist es sinnvoll, Studierende nicht nur als Erfüller von Mindestbestimmungen zu verstehen, sondern als Akteure in einer Institution, in der sie sich einfinden sollen. Hierfür gilt es, bereits zum Studienstart Räume zu schaffen, in denen Studierende Orientierung finden. In Dänemark wurde dazu eine strukturierte Studienstart-Woche eingerichtet, in der Studierende Lehrende treffen, die sie fachlich und sozial mit dem Fach bekannt machen, und Erwartungen mit ihnen besprechen. Hinter dieser Einrichtung stehen die Lehrenden eines Fachs, die gemeinsam Anforderungen beschreiben, die Studierende zu Beginn eines Studiums erfüllen sollen und können. Die Novelle des Universitätsgesetzes könnte auch dafür Rahmenbedingungen setzen.

Clemens Wieser ist Associate Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Aarhus. Er lebt und arbeitet seit 4 Jahren in Dänemark.

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