Sisyphos und die SPÖ am Weg ins Absurde
Im Gegensatz zu früheren Krisen gibt es in der SPÖ kein Machtzentrum mehr.
Wir müssen uns Werner Faymann als glücklichen Menschen vorstellen, könnte man in Anlehnung an Albert Camus sagen. Denn so beschrieb Camus Sisyphos, den König von Korinth, der zwar dem Tod entging, aber dafür immer wieder denselben Felsblock einen Berg hinaufwälzen musste. Die Absurdität des Sinnlosen zeigt uns Sisyphos in der Mythologie, die Absurdität der SPÖ erleben wir gerade in der Realität.
Da mobilisierten die Linken in der SPÖ ausgerechnet am höchsten Feiertag, dem 1. Mai, gegen ihren Vorsitzenden. Und da die Trillerpfeifen schon bestellt waren, mussten sie auch zur Anwendung kommen, obwohl Faymann in einer anderen Frage bei den Linken ist. Denn ausgerechnet am 1. Mai wurde ein profil-Interview veröffentlicht, in dem ÖGB-Chef Foglar die Tür zur FPÖ weit aufmachte. Faymann dürfte mit seinem Anti-FPÖ-Kurs gemeinsam mit den Linken in einer Minderheitenposition sein. Da kennt sich keiner mehr aus, es wird absurd.
So führt die SPÖ nach dem Wahldesaster immer offener eine Personaldebatte und zeigt gleichzeitig in zwei zentralen Fragen ihre Spaltung: Bei der Verschärfung der Asylgesetze und bei der Öffnung zur FPÖ. In beiden Fragen geht der Riss durch die Partei, aber auch durch die Länder und die Fraktion sozialistischer Gewerkschafter. Im Gegensatz zu früheren Krisen gibt es in der SPÖ kein Machtzentrum mehr, sondern viele emotional Erregte, die in allen Medien Aufmerksamkeit bekommen, aber wenig bewegen können. Sowohl in der Personalfrage als auch bei den Streitpunkten finden die unterschiedlichen Fraktionen (noch) nicht zueinander. Die Führung der Wiener SPÖ, die mit offenem Streit nicht umgehen kann, sitzt heute zusammen. Ist Faymann am Ende ein glücklicher Mensch? Aber was ist das Ende?
Kommentare