Sebastian Kurz macht ernst
Ein erster personeller Coup ist Kurz gelungen.
Nein, er hält sich tatsächlich nicht damit auf, nur darüber zu reden. Man ist immer wieder aufs Neue erstaunt, mit welcher Entschlossenheit der erst dreißigjährige Sebastian Kurz die ÖVP umbaut. Er hat sich maximale Handlungsfreiheit ausbedungen und auch bekommen. Die Parteifarbe änderte er auf Türkis (wobei: richtig schwarz war sie ja nie). Die Homepage drehte er kompromisslos ab. "Die neue Volkspartei" steht dort jetzt. Man arbeite am neuen Webauftritt, Neuigkeiten gebe es via Facebook, Twitter und Instagram. Die Wahllisten sollen nach Reißverschlussprinzip zwischen Männern und Frauen aufgeteilt werden. Das am Sonntag vorgestellte neue Stellvertreterteam steht für Verweiblichung und Verjüngung. Auch ein erster personeller Coup ist Kurz gelungen: Bettina Glatz-Kremsner kennt man aus der Wirtschaft als Powerfrau mit positiver Ausstrahlung. (Besser als Irmgard Griss, deren Glanz schon ein wenig verblasst ist, da nützt auch keine Show im Privatfernsehen.)
Die Partei-Logik wurde nicht aufgegeben: Die Obmann-Stellvertreter spiegeln alle Teile Österreichs und der ÖVP wider: Glatz-Kremsner ist in NÖ stark verwurzelt. Thomas Stelzer steht für OÖ und die Landeshauptleute. Er ist zwar älter als Kurz, kommt aber wie dieser aus der JVP und ist ein langjähriger Verbündeter. Die beiden anderen Frauen vertreten die Steiermark und Vorarlberg. Die Bünde sind abgebildet – bis auf den (bisher starken) Bauernbund, der sich aber mit Elisabeth Köstinger im Partei-Generalsekretariat wiederfindet .
Eine Partei, ganz auf den jungen Chef zugeschnitten. Das ist eine Riesen-Chance. Und eine Gefahr, weil plötzlich die Umkehrung des Sinowatz-Spruchs zutreffen könnte: Ohne ihn, Sebastian Kurz, ist die Partei nichts.
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