"Sea Watch": Kapitänin Carola Rackete - Heldin oder Kriminelle?

Die Deutsche ist in Lampedusa festgenommen worden, Haft- und Geldstrafe drohen. Gegen welches Recht hat sie verstoßen?
Karoline Krause-Sandner

Karoline Krause-Sandner

Carola Rackete, gefeiert als Heldin. Carola Rackete, festgenommen als Kriminelle. Die 31-jährige Deutsche hat gegen ein kürzlich von der rechtsgerichteten italienischen Regierung verabschiedetes Dekret verstoßen, das verbietet, Migranten in Seenot zu retten und an Italiens Küste zu bringen.

Das Papier wurde am 12. Juni unterzeichnet. Am selben Tag hatte die „Sea Watch 3“ mit Kapitänin Rackete 42 Menschen aus einem Schlauchboot gerettet. In internationalen Gewässern, nördlich der libyschen Küste. Unter ihnen zwei Babys und zwei schwangere Frauen.

Die Deutsche steht jetzt unter Hausarrest, weil sie die Menschen nach Italien gebracht hat. Die Festnahme war rechtens.

Doch die junge Frau hat aber das einzig Richtige getan. Sie hat Menschen vor dem Tod bewahrt. Ein Gebot der Menschlichkeit, eine Pflicht auch im Sinne des Völkerrechts: Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen besagt, dass jeder Kapitän, der Kenntnis von einem Seenotfall erhält, verpflichtet ist, zu helfen.

Zwischen 2014 und 2018 sind laut offiziellen Zahlen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) knapp 1.600 Kinder auf der Flucht gestorben. In den USA wurden und werden minderjährige Flüchtlinge unter atemberaubenden Umständen – von ihren Eltern getrennt – gefangen gehalten. Auf der Balkanroute leben Flüchtlinge und Migranten auf Müllhalden, weil sich nur wenige in Europa für das Lindern des Leides von Flüchtlingen und Migranten zuständig fühlen.

Warum behandeln wir Menschen, die andere Menschen aus dem Meer retten, wie Verbrecher? Wann ist Menschlichkeit zur Straftat geworden? In welcher Welt leben wir?

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