Schulreform der Mittelstufe (Teil II)

Schulreform der Mittelstufe (Teil II)
Herbert Paukert

Herbert Paukert

Ein sinnvoller Ausweg aus diesem Dilemma ist eine gemeinsame Schule aller 10- bis 14-Jährigen

von Mag. Herbert Paukert

über die Sinnahaftigkeit einer gemeinsamen Schulausbildung

Nach der Veröffentlichung meines ersten Gastkommentars zur Schulsituation im Dezember 2013 erhielt ich viele eMails von Eltern und Lehrern, die ihre Unzufriedenheit mit der Schule äußerten. Die wichtigsten Kritikpunkte sind:

Kritik an der NMS

Eine effiziente Binnendifferenzierung in den heterogenen Klassen der Neuen Mittelschule (NMS) ist praktisch schwer durchführbar. Differenzierte Unterrichtsmaterialien fehlen in allen Gegenständen. Teamteaching funktioniert selten. Beurteilungskriterien und Notenvergabe sind unklar. Der Übertritt in höhere Schulen ist selten erfolgreich. Die Ergebnisse der Schulleistungstests in der kostenintensiven NMS sind um nichts besser als in der bisherigen Hauptschule (HS). Aufgrund dieser Mängel erfüllt die NMS nicht die in sie gesetzten Erwartungen. Uneinsichtige Befürworter der NMS ignorieren diese Tatsachen.

Kritik an der AHS

Die traditionelle Allgemeinbildende Höhere Schule (AHS) wird überwiegend von Kindern aus bildungsnahen sozialen Schichten besucht. Voraussetzung ist eine frühe Selektion (mit zehn Jahren), welche aber in allen wissenschaftlichen Studien als fragwürdig bezeichnet wird. Ihr prognostischer Wert ist gering. Leistungsschwache Schüler in der Unterstufe scheitern sehr oft an den hohen Anforderungen des undifferenzierten AHS-Unterrichts und werden dann in die Hauptschule abgeschoben. So bleibt dieser Bildungsweg für Kinder aus bildungsfernen sozialen Schichten weitgehend verschlossen. Politiker und Gewerkschafter, die starr an der AHS festhalten, spalten die Schullandschaft in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Dadurch wird soziale Ungerechtigkeit einbetoniert und Effizienz verhindert.

Gemeinsame Schule

Ein sinnvoller Ausweg aus diesem Dilemma ist eine gemeinsame Schule aller 10- bis 14-Jährigen mit einer ganztägigen Betreuung und mit einer gut strukturierten Leistungsdifferenzierung. Eine solche Differenzierte Gesamtschule (DGS) ist eine erweiterte und verbesserte Form der Hauptschule. Die Kinder einer Schulstufe werden dabei in jedem Gegenstand in drei möglichst homogenen Leistungsgruppen (bzw. Neigungsgruppen) unterrichtet, mit durchgängiger Gelegenheit zur Umstufung. Durch die Optimierung der Struktur (kleine, homogene Lerngruppen in allen Gegenständen) kann die Qualität des Unterrichts verbessert werden. Diese Schule wird den individuellen Begabungen und den zeitlichen Entwicklungsverläufen der Kinder gerecht. Sie vermittelt chancengleiche Bildung und ist eine effiziente Vorbereitung für das Berufsleben.

Vorschul-Bildung

Für die Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern sind gut ausgebaute vorschulische Bildungs-einrichtungen unbedingt notwendig (Kindergärten und zusätzliche Sprachkurse). Sie sind die Grundlage für Chancengleichheit und späteren Erfolg.

Mag. Herbert Paukert ist pensionierter Lehrer und Herausgeber einer Homepage (www.paukert.at) mit kostenfreier Lernsoftware für Schüler, Eltern und Lehrer

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