Schramböcks Rücktritt: Das "Kaufhaus Österreich" und seine Folgen
Seit Ende Oktober 2020 war Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck politisch eigentlich schwer angeschlagen. Damals präsentierte sie gemeinsam mit WKÖ-Präsident Harald Mahrer das „Kaufhaus Österreich“. Was im Vorfeld groß als neue megadigitale Online-Plattform a la Amazon angekündigt worden war, entpuppte sich am Ende als eine Art gewöhnliches Firmen-ABC.
Während sich Mahrer geschickt aus der Affäre zog, blieb das Debakel bei Schramböck nachhaltig hängen. Wobei sie mitunter ein Händchen für patscherte Auftritte hatte. Neulich präsentierte sie den digitalen Aktionsplan für Universitäten groß ausgedruckt auf Papier.
Nicht wirklich gelungen war schließlich auch ihr Abgang. Erstens, weil er schon länger kolportiert wurde. Zweitens: Weil Schramböck ihn immer wieder harsch dementierte, während parteiintern schon Nachfolge-Überlegungen angestellt wurden. Und drittens, weil Schramböck hinter dem fast überraschenden Abgang von Köstinger dann halt am Montag so hinterherstolperte.
Beachtliche Karriere in der Wirtschaft
Dabei wurde ihre Ernennung zur Wirtschaftsministerin im Dezember 2017 positiv aufgenommen. Denn ihre Karriere davor war eine mehr als beachtliche. Nach ihrem bis zum Doktortitel geführten Wirtschaftsstudium hatte sie Führungsfunktionen bei Alcatel, NextiraOne und Dimension Data Austria.
Highlight war zweifelsohne der Aufstieg zur A1-Chefin, wo sich die vormalige WU-Managerin des Jahres allerdings in einem zermürbenden Machtkampf mit dem damaligen Konzernchef Alejandro Plater geschlagen geben musste. Bei der Nationalratswahl 2019 kandidierte sie als ÖVP-Spitzenkandidatin für Tirol. In der Regierung Kurz II wurde die gebürtige Tirolerin erneut Wirtschaftsministerin. Allerdings mit zunehmend bescheidenen Kompetenzen.
Startup-GmbH
Schramböck versuchte aus der Not eine Tugend zu machen und konzentrierte sich auf das Thema Digitalisierung. Das Ergebnis ist bekannt. Auch ihr Versuch, für Startups eine neue Gesellschaftsform auf die Beine zu stellen, scheiterte. Dem Vernehmen nach am hinhaltenden Widerstand von Justizministerin Zadic.
Neben der harten wirtschaftlichen Seite gibt es in Schramböcks Biografie auch eine esoterische. Die Hobby-Gärtnerin hat einen Gewerbeschein als Energetikerin. Ihr Lieblingstier ist die Hummel, wegen deren Mut und Fleiß, wie sie einst dem "Kurier" verriet - Eigenschaften, die Schramböck auch bei sich selbst erfüllt sieht.
Bei allem Einsatz hat Schramböck am Ende auch bewiesen, dass erfolgreiche Managerinnen nicht unbedingt erfolgreiche Politikerinnen sein müssen. Weil Politik und Wirtschaft eben zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind.
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