Schonungslose Aufarbeitung

Die Regierung möchte die Germania auflösen. Das alleine wird nicht ausreichen. Für die schonungslose Aufarbeitung rechter Umtriebe in Verbindungen braucht es eine Historikerkommission.
Stefan Kaltenbrunner

Stefan Kaltenbrunner

Ohne weiterführende Maßnahmen wäre ein Germania-Verbot nur ein Placebo.

von Stefan Kaltenbrunner

über die Affäre Landbauer

Die Nazi-Liederbuchaffäre zieht weitere Kreise. Bundeskanzler Sebastian Kurz und Innenminister Herbert Kickl haben ankündigt, die Burschenschaft Germania nun auflösen zu wollen. Ein löblicher Ansatz, der freilich ohne weiterführende Maßnahmen über einen Placebo-Effekt nicht hinausgehen wird. Rassismus und Antisemitismus sitzen in verschiedenen Burschenschaften offenbar immer noch tief – und das quer über alle Parteigrenzen hinweg. Die Problematik wie üblich damit zu verharmlosen, dass es sich um ein paar unbelehrbare Altnazis oder bedauerliche Einzelfälle handelt, wird nach den jüngsten Vorfällen nicht mehr ausreichen. Allein, dass der frühere freiheitliche Vordenker Andreas Mölzer offen im Fernsehen zugibt, dass die antisemitischen Lieder bis vor wenigen Jahren auf den Buden gesungen wurden, lässt tief blicken. Die Regierung wäre deshalb gut beraten, eine Historikerkommission einzusetzen, die rechte Umtriebe in den Verbindungen schonungslos aufarbeitet. Das würde der politischen Hygiene in diesem Land nur guttun. Vor allem die FPÖ sollte das als Chance begreifen, auch wenn sie der Partei wahrscheinlich sehr weh tun wird.

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