Nun könnten wir zum wiederholten Mal darüber diskutieren, wie gerecht oder ungerecht all das war (und dabei so richtig schön polarisieren). Bleiben wir aber lieber bei den Medien und der Rolle der Journalisten, deren Image nicht das beste ist und insofern durchaus vergleichbar mit jenem der politischen Protagonisten. Und geben wir durchaus selbstkritisch zu: Die Medien, so gut wie alle, haben in den vergangenen Jahren in einem immer kleiner werdenden Markt, angesichts des Verdrängungswettbewerbes gravierende Fehler gemacht. Sie, also auch wir, haben sich/uns wohl zu sehr auf negative Nachrichten gestürzt und die drohende Spaltung der Gesellschaft zu lange ignoriert. Konstruktiver Journalismus mit lösungsorientierten Ansätzen hat eine zu geringe Rolle gespielt. Viele Menschen haben sich daher vor den News-Torpedos in den eigenen Kokon eingewickelt. Journalistische Stärken – Recherche, Entemotionalisierung der Inhalte, Trennung von Berichten und Kommentaren, qualitative Ansprüche bei allen Texten – wurden zu schlecht verkauft.
Schon 2007 sang die deutsche Band "Die Ärzte" in ihrem Lied "Lasse redn" davon, was man heute als Quote bezeichnen würde und wie man diese macht: mit „Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht“. Heute könnte man das um die Worte „Ausländer“, „Corona“ oder „Radfahrer“ ergänzen, ein paar vorurteilsbehaftete Zeilen darunter schreiben – und schon gehen die Nutzerzahlen in die Höhe.
Doch genau dieser leichten Versuchung sollten Medien widerstehen, gerade in schwierigen Zeiten. Und einander nicht die Augen auskratzen. Das können Soziale Medien besser. Die werden irrtümlich für Nachrichtenplattformen gehalten, befeuern aber nur das gegenseitige Misstrauen. Beim Lesen ist es übrigens genauso wie beim Essen: Es kommt durchaus darauf an, womit man das Hirn füttert. PS: Willkommen am Ende dieses Textes. War länger als ein durchschnittliches Posting.
Kommentare