Regierungsbildung in Italien: Ein absurdes Theater

Jung und fordernd sind sie, die Chefs der Links- und Rechtspopulisten, die in Italien koalieren wollten. Sie scheiterten an einem besonnenen 76-Jährigen.
Ulrike Botzenhart

Ulrike Botzenhart

In Italien, sagte erst gestern eine Kollegin zu mir, da hat man noch Respekt vorm Alter. Heute wissen wir es alle besser.

Lega-Chef Salvini (45) und Fünf-Sterne-Chef Di Maio (31) bewiesen keine Spur davon, als sie beim Staatspräsidenten ihren Finanz- und Wirtschaftsminister, einen Euro-Skeptiker, der ein Erdbeben in der Eurozone auslösen könnte und einen Hang zu anti-deutschen Verbalausreißern hat, erzwingen wollten. Vergeblich und allen Warnungen zum Trotz. Sie haben sich verspekuliert – und dem 81-jährigen Savona einen Bärendienst erwiesen. Sein Ruf ist finalmente zerstört.

In ihrem Sturm und Drang schieben Salvini und Di Maio  die Schuld an ihrem eigenen Scheitern kurzerhand dem 76-jährigen Präsidenten, den Rating-Agenturen und dem  EU-Ausland, das Italien „versklaven“ wolle, in die Schuhe. 

In seinem Frust verstieg sich der unerfahrene Di Maio gar zur Forderung nach einem Amtsenthebungsverfahren gegen Mattarella, den erfahrenen Politfuchs. Der versucht in seiner Not, mit einer Expertenregierung unter dem 64-jährigen Ökonomen Cottarelli zumindest ein Budget für 2019 auf die Beine zu stellen. Eine Wahlrechtsreform wäre auch noch auf seiner Agenda, um die Regierungsbildung künftig zu vereinfachen.

Derweil wittert ein anderer alter Mann eine neue Chance: Silvio Berlusconi, 81, will wieder politisch an Gewicht gewinnen. Sein Ämterverbot wegen Steuerhinterziehung wurde kürzlich aufgehoben, der begnadete Wahlkämpfer kann also wieder selbst in den Ring als  Premierskandidat steigen. Auch keine guten Aussichten, weder für Jung, noch für Alt in Italien.
 

 

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