Reden wir über einen fairen Fleisch-Preis
Brauchen wir nicht nur eine CO2- sondern auch eine eigene Fleischsteuer? Natürlich müssten jetzt alle Öko-Bewegten klar „Ja“ sagen. Praktisch fürchten sich aber alle Parteien (außer die demnächst das Zeitliche segnende Pilz-Truppe) vor einer unpopulären Maßnahme, die Kleinverdiener treffen könnte. In Deutschland wird gerade diskutiert, die Mehrwertsteuer auf tierische Produkte von 7 auf 19 Prozent anzuheben (auch dort sind die Grünen nicht dafür).
Die Debatte ist auf Österreich übergeschwappt, obwohl Nahrungsmittel hierzulande pauschal mit dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 10 statt 20 Prozent besteuert werden. „Das Schnitzel darf nicht teurer werden“, sagte SPÖ-Chefin Rendi-Wagner prompt und will gleichzeitig regional und bio zu besseren Preisen produzieren lassen. Klingt gut, ist aber eher schwierig.
Besonders die Rindfleischproduktion verbraucht ja große Ressourcen, die weltweite Tierhaltung ist laut Greenpeace für ein Fünftel der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Und zweifellos isst man in den wohlhabenden Industriestaaten (und demnächst auch in den aufstrebenden Schwellenländern) viel zu viel Fleisch, was übrigens nicht nur das Klima, sondern auch die Gesundheit belastet.
Esst regional
Gänzlicher Fleischverzicht ist dennoch nicht nötig – und künstliches Fleisch ohne industrielle Tier-Tötung leider ferne Zukunftsmusik. Aber wer seinen ökologischen Fußabdruck ein wenig verringern möchte, kauft aus heimischer Produktion. Wegen der kürzeren Transportwege und weil in Österreich „klimaneutraler“ gezüchtet wird. Auch die „konventionelle“ Landwirtschaft hält jedem internationalen Vergleich bei Qualität und Klimafreundlichkeit stand. Nur weil vielleicht „bio“ draufsteht, ist eine Pute aus Südamerika nicht besser.
Laut dem österreichischen Handelsverband hinterlässt die Produktion eines Kilos Rindfleisch in der EU einen -Fußabdruck von durchschnittlich 22 kg. Rindfleisch aus Brasilien kommt hingegen auf 80 kg, wobei hier der Transport noch gar nicht einberechnet ist. Die heimische Agrarwirtschaft ist übrigens nicht nur kleiner strukturiert, sondern auch Weltmeister im prozentuellen Bio-Anteil an der Anbaufläche. Wegen sinkender EU-Landwirtschaftsförderung wird es allerdings künftig Verteilungskämpfe geben.
Es schadet also gar nicht, sich über einen fairen Preis für Bauern, Handel (inklusive der kleinen Fleischhauer!) und Konsumenten samt der Umweltfolgen den Kopf zu zerbrechen. Aber Wahlkampf ist wahrscheinlich der allerschlechteste Zeitpunkt dafür. Sonst kommt noch wer auf die Idee, das Recht aufs billige Schnitzel in der Verfassung zu verankern.
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