Randale und Ratlosigkeit

„In der Landeshauptstadt Linz werden die Demonstrationen von Tag zu Tag mehr. Wenn sich die Leute vereinen, dann kriegen die da oben am meisten Angst.“ Das sind keine Sätze aus der aktuellen Berichterstattung rund um die Ausschreitungen in Linz – sie stammen vielmehr aus einem der österreichweit viel beachteten Tourismus-Werbevideos, die die Stadt heuer und vergangenes Jahr produziert hat.
Das oft belächelte Stiefkind unter allen Landeshauptstädten sollte mit einer gehörigen Portion Humor und Selbstironie ein bisschen populärer gemacht werden. Wenn man sich das Video „Planet Linz“, wo die Ankunft von Astronauten zu Straßenprotesten führt, jetzt ansieht, bleibt einem das Lachen im Halse stecken.
Denn in der Halloween-Nacht randalierten rund 200 überwiegend jugendliche Personen in der Linzer Innenstadt. Unter anderem wurden Böller auf Passanten geworfen. Die Einsatzkräfte wurden zudem mit Steinen und Glasflaschen attackiert. Auch in der darauffolgenden Nacht musste die Polizei wegen Randalen ausrücken.
Die Vorkommnisse heizen die Stimmung im Land noch weiter auf: Die Tatsache, dass viele (aber nicht nur) Menschen mit Asylstatus an den Ausschreitungen beteiligt waren, ist Wasser auf die Mühlen all jener, die vor wenigen Tagen in Oberösterreich gegen die dortigen Asylzelte demonstriert haben – begleitet von der rechten und rechtsextremen Szene aus ganz Österreich (Gespenster, die man in der betreffenden Gemeinde recht naiv gerufen hat, aber nun nicht mehr so leicht loswird).
Viele Jugendliche versuchen sich gerade Gehör zu verschaffen, indem sie etwas zerstören. Die einen mit unentschuldbarer Gewalteskalation, um ihren Frust auszuleben; die anderen mit harmloseren Aktionen – wie Suppe auf (durch Glas gesicherte) Kunstwerke zu werfen –, um den Klimaschutz ins Bewusstsein zu bringen.
Ein Vergleich mit den Randalierern ist natürlich unfair. Aber was beide Proteste eint: Sowohl in der Integrationsfrage als auch beim Klimaschutz hat die Politik jahrelang weggeschaut und findet keine Lösungen für offenkundige Probleme. Diese Ohnmacht mündet immer öfter in Populismus oder einfache Antworten, die in Wahrheit gar keine sind. Dass Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ankündigte, allen Beteiligten den Asylstatus zu entziehen, zählt dazu. Das Rechtssystem gibt das nämlich gar nicht her.
Apropos Karner: Dieser hat kürzlich eine (Anti-)Werbekampagne vorgestellt, die mögliche Asylwerber davon abhalten soll, nach Österreich zu kommen. Sowohl in Linz als auch im Innenministerium sollte man wohl einsehen, dass man mit bloßer PR noch keine bessere Welt schafft. Aber noch weniger mit Gewalt.

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