Im Gegensatz zu Bestellungen im Kulturbereich gab es keine Hearings (wobei diese ja auch nicht immer vorurteilsfrei ablaufen sollen), die Kandidatin und die zwei Kandidaten haben sich selbst nominiert und hoffen auf breite Zustimmung der sogenannten Basis. Aber auch in diesem Fall gibt es größere Einwände gegen alle drei.
Die amtierende Parteichefin Pamela Rendi-Wagner hat noch nicht nachhaltig bewiesen, dass sie die SPÖ zu Wahlerfolgen führen kann. Dass sie sich dennoch einem Votum der Mitglieder stellt (übrigens nicht zum ersten Mal), zeugt von bewundernswerter Hartnäckigkeit. Gewinnt sie, ist eine Befriedung der Partei äußerst zweifelhaft.
Der Herausforderer aus Niederösterreich, der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler, spricht eine klare Zielgruppe an, wird mit seinen Positionen jedoch so weit links verortet, dass man ein Träumer sein muss, wenn man glaubt, dass die Partei mit ihm zur Nummer 1 werden könnte.
Der Kandidat aus dem Burgenland wiederum, Hans Peter Doskozil, ist der Zündler, ohne den es zu dieser Abstimmung gar nicht gekommen wäre. Er hat jahrelang Querschüsse aus dem Flachland abgefeuert, ohne Rücksicht auf Verluste. Er ist wohl der Einzige, der bei einer Fernsehdebatte mit Herbert Kickl inhaltlich auf ähnlichem Niveau argumentieren könnte.
Zuletzt fiel er in einem KURIER-Interview mit der Aussage auf, dass es nicht darum gehe, Politik für Menschen wie Gerhard Zeiler (der ihn davor kritisiert hatte) zu machen, „sondern für ihre Putzfrauen“.
Da drängen sich gleich mehrere Fragen auf: Nennt man Reinigungskräfte neuerdings in der SPÖ wieder so, und wenn ja, warum? Oder schwingen in dieser Aussage, die so klassenkämpferisch anmutet, doch Arroganz, Abwertung und sehr viel Machismus mit? Wer sind eigentlich die „Putzfrauen“, für die HPD Politik machen will? Wahlberechtigte Bürgerinnen oder doch eher Frauen, die zahlreiche Volksvertreter gerne zurück in ihre Heimat schicken würden? Wie sieht Politik für „Putzfrauen“ konkret aus? Zielt diese möglicherweise auf faire Bezahlung und leistbare Anstellung ab?
All das mündet in die entscheidende Frage: Warum kann es nicht einmal eine gescheite, inhaltsorientierte, zukunftsgerichtete, verbindende, nicht trennende Politik für das ganze Land geben statt nur für eine Klientel, die ohnehin nur als Klischee existiert? Der plakative „Putzfrauen“-Sager ist das Gegenteil davon und bezeichnend für einen völligen Irrweg.
Kommentare