Und dann kam Corona
Grenzen zu, jeder wollte die Gefahr draußen halten, gegenseitige Blockade. Binnen kürzester Zeit waren die Folgen so verheerend, dass alle EU-Staaten – mit Ausnahme vom ewig blockierenden Ungarn – begriffen haben, dass die EU große Krisen nur geschlossen bewältigen kann. Und so war es die gemeinsame Impfstoffentwicklung und der gemeinsame Einkauf, der die EU über die Pandemie rettete. Und es war die erstmalige, gewaltige gemeinsame Schuldenaufnahme, die den von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie besonders hart getroffenen Staaten hilft.
Griechenland musste gerettet werden
Man erinnert sich auch an die Empörung Griechenlands, das sich in der Finanzkrise vom reichen Deutschland schmerzhafte Sparpläne diktieren lassen musste. Aber Deutschland, Österreich und die anderen reichen EU-Staaten haben gezahlt, um Griechenland zu retten. Sie sind solidarisch, um die Pandemiefolgen in Südeuropa zu bewältigen. Das natürlich nie ohne Eigennutz. Denn vereinfacht gesagt lässt sich die EU auf die Formel bringen: Mitgefangen, mitgehangen.
Die nächste Krise folgte
Oder anders rum: Wer in einem Binnenmarkt den anderen hilft, stützt auch seine eigene Wirtschaft. Das ist auch in diesem jüngsten Stresstest für Europas Zusammenhalt nicht anders: Fällt in Deutschland wegen des von Putin verursachten Gasmangels die Chemiebranche aus, brechen die Lieferketten zusammen. Geht Deutschland in die Knie, folgt eine Reihe anderer EU-Staaten. Das wissen alle – deswegen brauchen in dieser Krise eben Deutschland und Österreich Europas Solidarität.
Deshalb wurde nun auch in der Gaskrise ein Kompromiss gezimmert. Eine für die EU typische Lösung, an der alle herummeckern und mit der alle ein bisschen unglücklich sind. Diese Lösung, die alle zum Gassparen zwingt – die einen Staaten mehr, die anderen weniger – ist ein Beweis dafür, dass die ewigen EU-Untergangspropheten in- und außerhalb der Union unrecht haben.
Ja, oft genug denken die Staaten in einer ersten Panikreaktion erst an sich, sind die Egoismen groß – aber glücklicherweise nicht groß genug, um die EU unter Putins Druck in die Luft zu sprengen.
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