PRO
Zigarettenstummel liegen am Boden, herumschreiende Männergruppen sitzen am Seeufer und gefühlt Tausende Menschen rasen mit ihrem E-Bike vorbei. All das spielt sich auf 1.700 Meter Höhe an einem (eigentlich) idyllischen Bergsee ab. Früher hat man sich durch den Aufstieg das Privileg solcher Ausblicke noch erarbeitet. Heute reicht ein geliehenes E-Bike.
Muss der Berg für jeden zugänglich sein? Ja. Aber!
Fast täglich liest man über Unfälle, bei denen Touristen in Flip-Flops, Schülergruppen mit unwissenden Lehrern oder Eltern mit kleinen Kindern nicht mehr weiterkommen. Die Bergretter kostet das Zeit, Geld und oft auch deren Gesundheit.
Almlandschaften werden immer mehr zu Hotelkomplexen. Wege werden ausgebaut, damit auch der letzte unberührte Fleck Natur noch von E-Bikern erreicht werden kann. Wer nicht fit genug ist, zu Fuß oder mit dem Rad auf einen Berg zu fahren und der Natur mit dem nötigen Respekt zu begegnen, hat dort auch nichts verloren. Wenn wir den Zugang weiter so ausbauen als wäre es eine Autobahn, dann wird es auf den Bergen bald keine unberührte Natur mehr geben.
Daher braucht es Beschränkungen: E-Bikes auf den Bergen gehören verboten. Parkplatzgebühren müssen erhöht werden. In geschützten – bereits überlaufenen Gebieten – ein Verbot für Autos (statt dessen Sammelbusse). Und: Ein Kontingent für Lifte im Sommer. Wenn voll ist, ist voll.
Ah nein – zu Fuß geht’s ja immer noch.
Laura Schrettl ist Online-CvD.
CONTRA
Die Debatte über sommerlichen Wandertourismus erinnert an die Frage aus den 1980ern, ob man Snowboarder wirklich auf dem Skilift mitnehmen dürfe. Ein neues Freizeitphänomen traf auf eine Gesellschaft, die sich schwertat, einen Zugang dazu zu finden. Jahrzehnte später hat sich das Verhältnis entspannt und auch die Skifahrer dürfen stolz darauf verweisen, dass dieser Trend ihrer Sportart nicht geschadet hat – im Gegenteil: Das Interesse neuer Gruppen an alpiner Freizeitbeschäftigung wurde geweckt und auf die eigenen Kinder übertragen. Der blühende Skitourismus samt angeschlossener Hotellerie spricht davon Bände.
Nun also E-Bikes: Ja, es mag nicht besonders sportlich wirken, sich von einem unsichtbaren Gummiband den Berg hinaufziehen zu lassen, aber man sollte nicht überschätzen, dass hier eine niedrige Einstiegsschwelle geschaffen wird, um die Natur zu erkunden. Später vielleicht zu Fuß, mit der Familie, in einer ausgiebigen Almtour.
Schülergruppen, die mit Flipflops auf die Gipfel stürmen und dann mit dem Helikopter gerettet werden müssen, sorgen für ein schlechtes Image, aber sie geben ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit wieder.
Überhaupt: Wie soll man Zugangsbeschränkungen durchführen? Sollen Förster und Jäger die Wanderer und Biker festhalten und wegschicken?
Es täte gut, wenn man angesichts eines neuen Freizeittrends nicht gleich in altvaterische Regelwut verfällt.
Philipp Wilhelmer leitet die Debatte.
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