Tests in Österreich in den vergangenen Jahren mit 140 km/h oder 160 km/h haben ja schon bewiesen, was möglich ist, ohne dass es dabei damals zu einem vermehrten Unfallgeschehen gekommen wäre. Und sollte es ein Abschnitt baulich nicht zulassen (oder der Verkehr zu stark oder das Wetter zu schlecht sein), so kann mittels elektronischer Anzeigen eine Temporeduktion angeordnet werden. Laut heimischem Autobahnbetreiber Asfinag ist übrigens nicht zu hohes Tempo, sondern Ablenkung und Unachtsamkeit Unfallursache Nummer eins.
Dass mehr als 130 km/h problemlos möglich sind, zeigen auch andere Länder vor. In Tschechien ist auf modernen Autobahnabschnitten seit Jahresbeginn 150 km/h erlaubt. Und in Italien ist dies ebenfalls auf dreispurigen Bereichen bei entsprechender Beschilderung gestattet. Eine Ausweitung wurde von der Regierung angedacht. Deutschland, wo es kein allgemeines Tempolimit gibt, liegt bei der Zahl der Autobahntoten nur an zehnter Stelle in Europa.
Und bezüglich Mehrverbrauch ist darauf hinzuweisen, dass moderne Autos immer weniger Sprit benötigen, bei Elektromotoren gibt es gar keinen Schadstoffausstoß.
Robert Kleedorfer, Ressortleiter Wirtschaft
CONTRA:
Im Grunde ist die einzige Antwort auf diese Frage eine Gegenfrage:
Wozu bitte?
Aber erneut wird jenes alte Thema lanciert, das Politiker oftmals gern im Wahlkampf neu für sich entdecken: Seit 1974 das Tempolimit auf Freilandstraßen und damit auch Autobahnen erstmals überhaupt festgeschrieben wurde, poppt es immer wieder auf, auch in die andere Richtung, Stichwort Tempo 100.
20 Kilometer mit 130 km/h ergibt bei freier Strecke und optimalen Bedingungen eine Fahrzeit von etwas mehr als neun Minuten. 20 Kilometer mit 150 km/h ergibt bei freier Strecke und optimalen Bedingungen knappe acht Minuten (Falls kontinuierliche 150 Stundenkilometer durch Baustellen, Staus, Wetterbedingungen oder straßenbautechnische Gegebenheiten überhaupt umsetzbar wären.)
Eine Minute. Das ist ein unfassbar immenser Zeitgewinn. (Achtung, Zynismus!) Was könnte man also mit dieser einen, gewonnenen Minute bloß anfangen? Darüber nachdenken, wie viel mehr Treibstoff man durch höheres Tempo verbraucht hat?
Wie viel mehr Feinstaub und Stickoxide in die Luft geblasen wurden?
Oder wie viele tödliche Verkehrsunfälle sich in Österreich bereits jetzt ereignen, viele auch durch Raserei? Mehr als 400 Todesopfer gab es 2023 im Straßenverkehr, ohne den Menschen hinter dem Steuer den Freifahrtschein gegeben zu haben, dass sie – ganz legal – noch mehr auf das Gaspedal drücken dürfen.
Elisabeth Holzer-Ottawa, Chronikredakteurin
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